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Schulgeschichte

Erinnerungen aus dem Höhenhauser Schulleben 1913-2013

 

Wir stöbern in Schulchroniken und Konferenzprotokollen aus 100 Jahren

 

Reimund Haas, Willi Spiertz, Beate Habets

 

Als wir noch im Zeitalter des handschriftlichen Schreibens, also vor der Verbreitung der Schreibmaschine und der digitalen Medien bzw. des Computers lebten, wurden in vielen gesellschaftlichen Einrichtungen „Chroniken“ in vorgebundenen Kladden eingetragen. Solch eine geschichtliche Nacherzählung oder Darstellung geschehener Ereignisse in zeitlicher Reihenfolge gab es in der Stadt Köln schon als „Stadt-Chronik“ ab dem Jahre 1270. Wie wir aus dem ersten der insgesamt drei vorliegenden Bände der Höhenhauser Schul-Chronik entnehmen können, waren im 19. Jahrhundert im Königreich Preußen und damit auch in der damaligen Rheinprovinz durch eine „Ministerial-Schul-Bestimmung vom 15. Oktober 1872“ für die Volksschulen das Führen einer „Schul-Chronik“ angeordnet worden. Demzufolge hat sich auch der erste Höhenhauser Lehrer und spätere Schulleiter Peter Fuchs dieser Verpflichtung unterzogen und einen ersten Chronikband mit 83 Seiten vom 3. November 1913 bis zum März 1942 aufgeschrieben.

 

Da zu einer guten Chronik eine Einleitung gehört, erfahren wir auch im I. Teil der Chronik von Rektor Fuchs viel Interessantes über „Schulort, Schulgemeinde und Heimat“, also wie es überhaupt zu der Schulgründung in Höhenhaus kam und wie die äußeren Entwicklungen bis zum Jahre 1942 verliefen. Dieser erste Teil schließt auf S. 17 mit den Eintrag vom März 1942, als Kurt Oller, der zu „Ostern 1933“[im Alter von etwa 14 Jahren] „aus unser Schule entlassen worden war, in den Kämpfen an der Ostfront fiel“ [= im Alter von etwa 23 Jahren im Zweiten Weltkrieg getötet worden war].

 

Im zweiten Teil des ersten Bandes der Höhenhauser Schulchronik hat Rektor Fuchs sehr ausführlich und in zwei Teilen „die innere Einrichtung der Schule“ nacherzählt; zunächst auf 22 Seiten bis zum Jahre 1929 und dann ab Seite 56 auf weiteren 23 Seiten bis Ende seiner Chronik im März 1942. So finden wir hier auf Seite 18 den Bericht über die Eröffnung der Höhenhauser Schule mit zwei Klassenräumen am 3. November 1913 „mit einer kleinen Feier“. Daran nahmen neben den 134 aus Dünnwald und Holweide „überwiesenen Kindern“ und dem Lehrer Fuchs teil: der Bürgermeister der Gemeinde Merheim, Johann Bensberg, der zum Lokalschulinspektor ernannte Dünnwalder Pfarrer Matthias Pape und die Lehrerin Fräulein Gertrud Lammert. Die Chronik berichtet dazu, dass „Herr Pfarrer Pape eine zu Herzen gehende Ansprache an die Kinder hielt, der er den Satz zu Grunde legte: ,Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist ´.“ „Im Anschluss daran wurde die Nationalhymne gesungen und ein Gebet gesprochen. Mit der Mahnung an die Kinder, den Unterricht in der neuen Schule fleißig zu besuchen und nie ohne dringenden Grund denselben zu versäumen, wurde die Feier beendet“.

 

Den gesellschaftlichen Wandel, den die Höhenhauser Schule in den knapp 30 Jahren von der Kaiserzeit und der Weimarer Republik bis zum Zweiten Weltkrieg erlebte, machte der letzte Eintrag von Rektor Peter Fuchs am Ende seines zweiten Teiles der Chronik deutlich. So heißt es zur „Entlassung der Kinder“ am Samstag, den 21. März 1942: „Nach einer im Schulsaal der Mädchenoberkasse abgehaltenen Entlassungsfeier wurden 50 Jungen und 35 Mädchen aus der Schulpflicht entlassen. Am Sonntag, dem 22. März 1942 fand in der Turnhalle der Schule die feierliche Aufnahme der schulentlassenen Kinder in die H[itler] J[ugend] und den B[und] D[eutscher] M[ädel] statt“.

 

Auch und gerade der 3. und mit fünf Seiten kürzeste Teil des ersten Höhenhauser Schul-Chronik-Bandes „über die Einrichtung der Schule“ ermöglicht uns einen guten Einblick in das Schulleben der ersten 30 von 100 Jahren. So erfahren wir neben vielen technischen Einzelheiten über das erste Schulgebäude, das durchaus auf die weitere Entwicklung geplant war: „Der Plan zu der Schule wurde durch das Gemeindebauamt unter Oberaufsicht des Baumeisters Herrn Engelbert Eulenberg entworfen. Bauleiter war Herr Wolff. Die Ausführung des Baues war dem Bauunternehmer Herrn Strünker aus Dellbrück übertragen worden. Der Bau kostete mit Einrichtung etwa 34.000 Mark. Er besteht aus einem Erdgeschoss mit zwei Klassenräumen und einem Lehrerzimmer, einer [ersten] Etage mit zwei Klassenräumen und einer über dem Lehrerzimmer gelegenen Veranda und einem Bodenraum“. Die Beschreibung des zweigeschossigen Schulgebäudes mit Walmdach schloss mit den Angaben: „Auf der Etage befindet sich ein ebenso geräumiger Flur mit Kleiderregalen und einer Nische für Trinkwasser. Etwa 45 Meter nördlich vom Schulgebäude liegen die Abortanlagen. Diese enthalten 7 Aborte für Mädchen, sowie 4 Aborte und 9 Pissoirs für Knaben und 2 Aborte für die Lehrpersonen.“

 

Der dritte Teil des ersten Bandes der Höhenhauser Schul-Chronik schließt mit dem Bericht über eine „Innovation“ bereits im September des Jahres 1938 mit den „großen Ferien“ (=Sommerferien), in denen „in den Klassenräumen el[ektrisches] Licht angelegt worden war. In den Klassenräumen, die als Wahllokal und als Mütterberatungsraum dienen, war das Licht schon früher gelegt worden. Auch wurde eine automatische Schulglocke angelegt“. Auf den letzten vier Seiten dieser Schul-Chronik hat Rektor Peter Fuchs, der als einziger vom 1. November 1913 an durchgängig an der Schule unterrichtet hatte, für den Stand des Jahres 1939 über 80 Lehrkräfte mit ihren in der Regel sehr kurzen Dienstzeiten an der Schule aufgelistet. Auch die erste Lehrerin Gertrud Lammert war nur bis 1918 an dieser Schule und sehr viele Lehrkräfte nur einen Monat oder noch kürzere Zeit, was als ein erstes Anzeichen für die schwierige Situation an der stark wachsenden Schule anzusehen ist. So ist auch der junge Lehrer Heinz Kumetat nur für den April 1937 bis April 1940 in der Liste der Schule Höhenhaus nachzuweisen, während er sich nach dem Zweiten Weltkrieg als später dann bekannt gewordener Professor der Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Köln schon ab 1952 als Rektor sehr um die benachbarte Schule am Rosenmaar verdient gemacht hat. Während der erste Chronik-Band ganz ohne Bilder auskam, bietet der zweite Band neben Zeichnungen (u. a. des ersten Schulgebäudes) und Zeitungsausschnitten ab dem Jahre 1951 über 30 Schwarz-Weiß-Bilder aus dem Schulalltag. Dieser ist im dritten Band mit zahlreichen Zeitungsausschnitten und über 60 Fotos noch anschaulicher dokumentiert bis in die schulischen Karnevals-Veranstaltungen hinein.

 

Bevor mit einem tieferen Einblick in den ersten Band der Schul-Chronik und die Schulgeschichte bis 1945 fortgefahren wird, ist ein kurzer Blick auf den Zusammenhang der drei älteren Bände der Schul-Chronik und der vier neueren Protokollbücher der Konferenzen zu werfen, die zusammen aus der Zeit von 1957 bis 1982 stammen. Dabei deckt der erste Band der „Protokollbücher“ die Konferenzen der Schuljahre von 1957 bis 1968 ab, als dann auch in Nordrhein-Westfalen die „alte Volksschule“ durch die Grund- und Hauptschule abgelöst worden war. Die vier handschriftlichen Bände von den Protokollen der Lehrerkonferenzen sind einerseits sachlich-prägnant, bieten aber andererseits nicht mehr so viele Hintergrundberichte aus dem Höhenhauser Schulleben wie die vorgegangenen Schul-Chroniken. Dafür liefern für die frühen Jahre nach der Wiedereröffnung der Schulen die Zeitzeugenberichte lebendige und fassettenreiche Erinnerungen aus dem Höhenhauser Schulleben.

 

Demgegenüber umfasst bei den Schul-Chroniken der 3. Band die „Chronik der katholischen Volksschule Köln-Höhenhaus“ die Zeit von 1953 bis 1965. Der 2. Band wurde mit 85 Seiten und dem Titel „Geschichte der katholischen Schule in Köln Höhenhaus 1913-1953“ von Karl Caspar zusammengestellt, der ab 1945 Lehrer an der Schule war. Für die Zeit von 1942 bis 1949 stützte er sich auf die Aufzeichnungen des Konrektors Karl Bornemann und auf den ersten 20 Seiten „schöpfte er aus der alten Schulchronik“, des Hauptlehrers (ab 1914) Peter Fuchs, der von 1932 bis zu seinem Ruhestand am 1.April 1942 der erste Rektor der Höhenhauser Schule gewesen war.

 

Das „steinerne Haus“ aus der Bürgermeisterei Merheim von der Kaiserzeit zur englischen Besatzung (1903-1918)

Ausgangspunkt der Höhenhauser Schulgeschichte war der starke Bevölkerungsanstieg im Gebiet des sogenannten „Schulbezirkes Höhenhaus“. Dieser bildete die geographische Form eines Dreieckes, dessen Grundlinie die nordöstlich führende Bahnlinie Mülheim – Bergisch-Gladbach (heute S-Bahn) bildete. Der westliche Schenkel des Dreiecks war die schon 1756 erbaute Berliner Straße als Verbindung über Dünnwald ins Bergische Land. Die Ostgrenze des Schulbezirkes war der Mauspfad zwischen Dünnwald und Dellbrück. Durchtrennt wurde – und wird bis heute – dieser bis zum Ersten Weltkrieg (1914-1918) ländliche Raum von der 1874 erbauten Eisenbahnlinie nach Opladen, die seit 1886 nur noch dem Güterverkehr diente. Im Jahre 1913 war Höhenhaus auch erstmals durch die „elektrische Straßenbahn“ von Mülheim nach Schlebusch (heutige Linie 4) besser für den Personennahverkehr erschlossen worden. Allgemeiner Ausgangspunkt für die Bevölkerungs- und Schulentwicklung war seit dem 19. Jahrhundert die „Landbürgermeisterei Merheim“ mit dem Ortschaften Höhenhaus-Höhenfeld. Die zunächst wenigen Bewohner, im Jahre 1895 waren es 322, waren kirchlich und schulisch den umliegenden Pfarreien Dünnwald (St. Nikolaus), Holweide (St. Mariä Himmelfahrt) und Mülheim (St. Antonius) zugeordnet. Auch die noch wenigen Schüler aus der Region hatten die langen Schulwege zu den dortigen konfessionellen Volksschulen auf sich zu nehmen. Als die Einwohnerzahl mit hoher Kinderzahl um 1910 auf 800 angestiegen war, wurde der Wunsch nach einer eigenen Schule in Höhenhaus laut. In der gesellschaftlichen Blütezeit des deutschen Kaiserreiches vor dem Ersten Weltkrieg zeigten sich Bürgermeister und Gemeindevertreter von Merheim für den Schul-Wunsch der Höhenhauser Siedler offen und kauften an der damaligen Hochstraße, heutigen Honschaftsstraße 312 (von Hundertschaft=Bauernschaft) ein 86a großes Schulgrundstück aus dem Privatbesitz der Gutsbesitzer-Familie des Freiherrn von Fürstenberg (aus Stammheim). Umgehend konnte mit dem Bau des ersten „steinernen Schulhauses“ begonnen werden, das – wie eingangs beschrieben – am Samstag, dem 1. November 1913 mit zwei Klassen (1.-3. Schuljahr: 74 und 4.-8. Schuljahr 60 Schülerinnen und Schüler) eröffnet wurde. Als „katholische Volksschule“ unterstand sie dem Dünnwalder Pfarrer Pape als „Lokal-Schulinspektor“ und die ersten 14 evangelischen Schüler erhielten ihren evangelischen Religionsunterricht durch den Hauptlehrer Heinrich Helberg aus Holweide.

 

Die erste Veränderung in den Rahmenbedingungen für die neue Schule war die zum 1. April 1914 vollzogene Eingemeindung der Stadtgemeinde Mülheim und der Landgemeinde Merheim in den Stadtkreis Köln. In der Zeit des nach dem Mord an dem österreichischen Thronfolgerpaar am 28. Juni 1914 ausgebrochenen Ersten Weltkrieges wuchs in der neuen Höhenhauser Schule die Zahl der Schüler weiter und erreichte Klassenstärken bis zu 67 Schülern, so dass nach fünf Jahren im Jahre 1918 mit 174 Schülern in vier Klassen schon die Raumkapazitätsgrenzen erreicht waren. Denn sie lag in einem Kölner Vorort „mit jahrzehntelanger, ungewöhnlich schnell wachsender, mit einer politisch und sozial sehr gemischten, sich untereinander nur schwer ausgleichenden kinderreichen Bevölkerung. Aus allen Teilen der wohnungsarmen Stadt und aus der Fremde strömten Familien herbei, die in Höhenhaus-Höhenfeld und Neurath durch Siedlungsgenossenschaften, gemeinnützige Baugesellschaften und zum Teil durch gegenseitige Nachbarschaftshilfe eine Heimstätte fanden“.

 

Dazu spiegelt die Schul-Chronik den Wandel des Schulalltags durch die Umstände des Ersten Weltkrieges gut wieder. Während am 19. Dezember 1914 noch aus „Anlass des Sieges … in Galizien“ um 10 Uhr eine Schulfeier stattfand“, werden im März 1915 schon „zugestellte Brotkarten“ in „dieser schweren Zeit“ vermerkt. Nachdem mit dem Schuljahrwechsel an Ostern 1915 „Zeugnishefte eingeführt“ wurden, hatten die Schüler am 21. Oktober noch aus „Anlass der 500jährigen Herrschaft der Hohenzollern“ nach einer Feier „den übrigen Tag frei“. Die für den 16. April anstehende Aufnahme des neuen Schuljahrgangs 1915/16 war „wegen des durch Einberufung zum Heer hervorgerufenen Lehrermangels auf den 1. Oktober des Jahres hinausgeschoben“ worden“. Im Februar/März 1917 fiel dann der Unterricht „wegen Kohlenmangels“ über einen Monat aus und am 1. Mai 1918 schied die erste Lehrerin, Fräulein Gertrud Lammert, wegen beabsichtigtem „Klostereintritt bei den Schwestern vom Guten Hirten in Cöln-Melaten beurlaubt“, aus dem Dienst der Höhenhauser Schule aus.

 

Die politisch-gesellschaftlich instabile Lage nach Kriegsende und im Übergang zur Weimarer Republik wurde ab Ende 1918 auch in der Höhenhauser Schule sichtbar. Als im Oktober/November 1918 „alle Schulen Cölns wegen Grippeseuche geschlossen“ waren, wurde wiederholt „in die hiesige Schule eingebrochen“. Dabei wurden z. B. am 11. November „alle drei Violinen, die Schul-Uhr, die von Kindern gesammelten Bucheckern und verschiedene Handarbeitssachen der Mädchen gestohlen. Pulte und Schränke waren gewaltsam erbrochen worden.“ Und in den Osterferien 1920 wurden „von den vier Blitzableitern die Spitzen entwendet“. Vom 23. November bis 4. Dezember 1918 „fiel der Unterricht aus, weil die Schule zur Einquartierung für die zurückkehrenden Truppen benutzt wird“ und bis in die anschließenden Weihnachtsferien hinein musste die Schule „für die Einquartierung der englischen Besatzung bereit gestellt werden“.

 

„Schule in der Bedrängnis“ und Schulbaracken (1919-1933)

Ab dem Jahre 1919 in der Weimarer Republik war der Schulalltag neben den häufig wechselnden und (mit Erkältungen) erkrankten Lehrerinnen und Lehrern von kontinuierlichen Entwicklungen geprägt. So wurden von dem ab dem 1. April 1919 zum „Schularzt“ ernannten Dr. Coenen aus Dünnwald regelmäßig schulärztliche Untersuchungen bei der Aufnahme und der Entlassung der Kinder durchgeführt. Zunächst stellte er bei einem „ ¼ der Mädchen Kopfläuse“ fest und bewertete den „Gesundheitszustand der Kinder“ als „im allgemeinen befriedigend“. Neben Rückstellungen wegen noch nicht vorhandener „Schulreife“ und Impfungen verordnete er u. a. „Kuraufenthalte auf dem Lande“ und „Solbäder“. Der katholische Religionsunterricht wurde von den nach einigen Jahren immer wieder wechselnden Kaplänen aus der Pfarrei Dünnwald durchgeführt. Am 29. Juli 1923 wurde im Wirtschaftssaal der Turngemeinde des Carlswerkes die erst Hl. Messe der dann entstehenden katholischen Pfarrgemeinde St. Johann Baptist gefeiert und dadurch konnte ab dem 12. September regelmäßig mittwoch morgens eine Schulmesse stattfinden. Ab November 1926 übernahm der Rektoratspfarrer Jakob Maybaum (bis 1935) von der neuen Gemeinde St. Johann Baptist den katholischen „Religionsunterricht in den 3 oberen Klassen“ und sein Nachfolger war Pfarrer Johannes Adelkamp (†1983). Im Frühjahr 1922 wurde ein 2.700 qm großes Grundstück an der Berliner Straße als Schulgarten zusammen mit der Dünnwalder Schule Leuchterstraße und der Mülheimer Schule Berlinerstraße gepachtet. „Der mittlere Teil“ war zwar von „den Jungen der Oberklasse“ der Höhenhauser Schule mit einem Zaun umgeben worden, doch konnte auch er nicht ausreichend vor den „Kletter- und Kriech-Künsten der Gemüsediebe“ schützen.

 

Von 1920 bis 1933 entstanden in Höhenhaus und Neurath in großer Zahl und Schnelligkeit zahlreiche Wohnblöcke, Doppel- und Einzelhäuser sowie ganze Siedlungen mit prägenden Namen wie „ Blumensiedlung, Bergische Siedlung und Main- und Donauviertel“, was auch in der Schulgeschichte zu bewegten Entwicklungen führte. Bis 1930 stieg die Einwohnerzahl „im wachsenden Höhenhaus“ auf 6.000 und sollte sich dann bis nach dem Zweiten Weltkrieg mit 16.000 Einwohner (1948) noch mehr als verdoppeln. So war „wegen des allgemeinen Wohnungsmangels“ im April 1920 im Dachgeschoss der Schule eine Wohnung mit sechs Räumen errichtet worden, die an den Feldpolizisten H. Wesseling vermietet wurde. Als dann am 12. Mai 1922 die Kinder vom Emberg nach Dünnwald umgeschult wurden, brachte das kurzfristig der Höhenhauser Schule eine Reduzierung auf nur drei Klassen ein. Doch als im März 1923 wegen Überfüllung der dortigen Schule die Schüler vom Emberg wieder nach Höhenhaus überwiesen wurden, kamen sie dort auch „in Klassen mit 60 und mehr Schülern“. Wenn die Schul-Chroniken schon für das Ende der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts von einer „Schule in der Bedrängnis“ sprechen, berichten 1931 zwei Zeitungsberichte von den „Schulnöten in Höhenhaus und Neurath“, nachdem die Siedlung Neurath im Juli 1931 bezogen worden war und für etwa „500 Kinder die Schule fehlte“. Auch der „Bürger- und Verschönerungsverein Höhenhaus“ und die Eltern beteiligten sich an der Diskussion um die „beengten Räume von Höhenhaus“ und die „Errichtung von Schulbaracken“. Nachdem die Kölner Stadtverwaltung „eine neue Schule in Köln-Höhenhaus wegen Mangels an geldlichen Mitteln“ abgelehnt hatte, wurden die Höhenhauser auch nicht von dem Lösungsvorschlag des Kölner Schuldezernenten überzeugt, wonach „1. Alle Kinder der alten Gemeinde Höhenhaus in der alten Schule an der Honschaftsstraße bleiben“ sollten, während „2. alle Kinder von Neurath bis zur Errichtung von Schulbaracken nach der Berliner Straße in Köln-Mülheim gehen sollten“. Denn sowohl der Schulbesuch von Neurath in Köln-Mülheim wurde als „mit Gefahren verbundener unzumutbarer Zustand“ angesehen, als auch festgestellt wurde, dass in der „Schule Honschaftsstraße Wanderklassen errichtet wurden und der Schulbetrieb bis in den späten Nachmittag anhält“. Nach Zeitungsberichten wurde sowohl daran gedacht, Schulbaracken von einer in Köln-Ehrenfeld fertig gestellten neuen Schule nach „Höhenhaus-Siedlung Neurath“ zu transportieren, als auch sich „mit sämtlichen Eltern von Höhenhaus und Neurath für die Aufstellung der Schulbaracken in der Siedlung Neurath“ auszusprechen. Die organisatorische Erweiterung der Schule wurde schon daran erkennbar, dass am 14. April 1931 sieben neue Lehrkräfte eingestellt worden waren, darunter mit Maria Heppekausen aus Flittard die erste Konrektorin und dass vier Klassen im Schulgebäude an der Berlinerstraße in Köln-Mülheim untergebracht werden mussten. Vom preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung wurde dann ab 1. April 1932 die Hauptlehrerstelle von Peter Fuchs in eine Rektorenstelle umgewandelt. Dazu hält die Schul-Chronik unter dem 8. April 1932 nur knapp fest: „Mit Beginn des neuen Schuljahres wurden 14 Klassen eingerichtet“. Dafür hatte Schulrat Löns die zehn durch Fertigstellung des Schulgebäudes am Blücherpark frei gewordenen Schulbaracken auf das Höhenhauser Schulgelände bringen lassen, wo sie durch eine Baracke als „Hausmeisterwohnung mit Frühstücks- und Kohlenraum“ ergänzt wurden. „Ferner wurde eine neue Klosettanlage für die Mädchen gebaut und die bisherige gemeinsame Klosettanlage nur für Knaben eingerichtet“. Dazu hat Rektor Fuchs im Einrichtungskapitel seiner Schulchronik noch festgehalten, dass nun „in der Mitte des Schulhofs ein Fahnenmast errichtet wurde“.

 

Im Mai 1933 vermerkt die Höhenhauser Schul-Chronik, dass „in diesem Jahr die Osterferien bis zum 1. Mai verlängert“ worden waren, weil „die Regierung der nationalen Revolution den 1. Mai zum Feiertag der nationalen Arbeit erhoben“ hatte. Lehrer und Schüler mussten sich jedoch an diesem Tag im Schulgebäude zu einer „Jugendfeier“ versammeln, die „durch Rundfunk auf alle Schulen übertragen wird. Herr Reichsminister Dr. Goebbels hielt eine Ansprache an die deutsche Schuljugend. Zu dieser Rundfunkübertragung hatte die Schule einen Radioapparat leihweise erhalten“.

 

Mit der evangelischen Schule zur „Deutschen Schule“ (1933-1939)

Die allgemein mit der Machtergreifung des Reichskanzlers Adolf Hitler am 30. Januar 1933 beginnende nationalsozialistische Epoche der deutschen Geschichte brachte zunächst der angespannten Schulsituation in Höhenhaus dadurch eine Entspannung, dass am 1. April 1933 eine neue evangelische Schule auf dem Gelände und in den Räumen der Höhenhauser Schule errichtet wurde. Ihre 211 Kinder in vier Klassen setzten sich u.a. zusammen aus 99 Schülern der Katholischen Volksschule Höhenhaus, 80 Kindern aus der evangelischen Schule Regentenstraße Köln-Mülheim und 14 Kindern aus der evangelischen Schule Buschfeldstraße. Um die Trennlinien zwischen den separierten Schulhöfen ranken sich noch manche Erinnerungen heute sehr altgewordener damaliger Schülerinnen und Schüler. Auch die evangelische Schule hatte stark anwachsende Schülerzahlen, die 1935/36 schon 8 Klassen füllten, so dass schon Überlegungen zum Bau einer eigenen evangelischen Schule angestellt wurden.

 

Die „neue bzw. nationalsozialistische Zeit“ in Gesellschaft und Schule wurde bereits am 26. Mai 1933 weiter erkennbar, als die vier oberen Klassen an einer Kundgebung aus Anlass des 10. Todestages von Albert Leo Schlageter (hingerichtet von der französischen Ruhrbesatzung am 26. Mai 1923 bei Düsseldorf) „als erstem Soldaten des Dritten Reiches“ auf der großen Wiese der Messehalle in Deutz teilnehmen mussten und am folgenden Samstag, dem 27. Mai, war „aus diesem Anlaß eine Schulfeier und danach unterrichtsfrei“. Bezeichnend für die weiterhin große Klassenstärke in den Höhenhauser Schulen ist der Eintrag über den Unterrichtsbeginn nach den Weihnachtsferien 1933/34, als eine neue Klasse eingerichtet wurde mit 36 Mädchen des 5. Schuljahres und 15 Knaben aus dem 6. Schuljahr. Die Klassenleitung wurde dem Schulamtsbewerber Anton Füchtenhaus übertragen, der die Stelle am 9. Januar 1934 auch antrat und bis zum 1.April 1941 an der Schule wirkte, bis er „zum Heeresdienst“ eingezogen wurde. Zu Beginn des Schuljahres 1934/35 war bei 17 Klassen die Schülerzahl auf 841 angestiegen, wovon 425 Knaben und 416 Mädchen waren. Deshalb waren ab Sommer 1933 zunächst zwei Schulbaracken mit vier Klassenräumen bis zum Herbst fertiggestellt worden, anschließend vier weitere Baracken mit Abort-Anlage und die neue Turnhalle (ein Holzbau), die „dann am 9. Januar 1934 in Benutzung genommen werden“ konnten.

 

Den kurzlebigen „Staatsjugendtag“, den der Reichsjugendführer Baldur von Schirach am 7. Juni 1934 eingeführt hatte, beging die Höhenhauser Schule am 15.September 1934 mit „schulfrei“ für die Mitglieder des Deutschen Jungvolkes (Jungen 10-14 Jahre, auch Pimpfe genannt) und des BDM. Die anderen Schüler vom 5. bis 8. Schuljahr hatten 4 Stunden Unterricht zu absolvieren und zwar 2 Stunden „nationalsozialistischen“, 1 Stunde „Werk-Gartenbau“ und eine Stunde Turnen. Nach der Entlassfeier für 54 Knaben und 53 Mädchen am 29. März 1935 kamen erstmals davon 14 Knaben und 7 Mädchen ins „Landjahr“, einer Vorstufe des dann 1935 bzw. 1938 eingeführten „Reichsarbeitsdienstes“ (männlich) und „Pflichtjahres“ (weiblich). Aus Höhenhaus kamen 1935 die Knaben zur Arbeit und zum nationalsozialistisch-politischen Unterricht nach Emmershausen und die Mädchen nach Selters im Bezirk Wiesbaden. Dem Bevölkerungswachstum in Höhenhaus entsprechend war am 15. Februar 1935 eine Postagentur im Haus „Im Weidenbruch 25“ eingerichtet worden.

 

Nach der Aufnahme von 73 Knaben und 64 Mädchen zum 1. April 1935 war „das System jetzt 21klassig“ geworden, wodurch „sechs Klassenräume zu wenig vorhanden“ waren, da zwei Räume an die ebenfalls wachsende evangelische Schule abgetreten werden mussten. Deshalb wurde eine Aufteilung der Höhenhauser Schule an zwei Standorte beschlossen, da die fehlenden sechs Klassenräum im Schulgebäude Köln-Mülheim, Berlinerstraße 69 zur Verfügung gestellt werden konnten, wodurch in Höhenhaus 15 Klassen verblieben. Zugleich wurden sowohl zwei neue Lehrerinnen eingestellt, als auch Lehrer Anton Päffgen mit dem Konrektor Wild von der katholischen Schule Langemaßstraße „ausgetauscht“. In der Dependance der Berlinerstraße wurden „die Kinder aus der Siedlung Neurath vom 3. bis 8. Schuljahr untergebracht“. Als bei Schuljahrswechsel 1936 je 59 Knaben und Mädchen entlassen wurden, aber 170 Schulneulinge (90 Knaben, 80 Mädchen) eingeschult worden waren, wuchs die Schule auf 23 Klassen an. Demzufolge mussten nun alle Kinder der Siedlung Neurath in das Schulgebäude der Berlinerstraße gehen, wodurch dort nun 9 Klassen im Schulgebäude waren und unter die Leitung von Konrektor Joseph Wild gestellt wurden. Rektor Peter Fuchs blieb an der Honschaftsstraße für die 14 Klassen in Höhenhaus zuständig. Dazu stellte der Schulrat Löns beim Unterrichtsministerium sogar den Antrag, „die Berlinerstraße zu einem selbständigen System zu machen“.

 

Gleichzeitig wurde die nationalsozialistische Prägung des Schullebens sichtbar, gefördert durch häufig angeordneten „Gemeinschaftsempfang“ von Sendungen des bereits gleichgeschalteten Rundfunks, „allerdings lange Zeit mit einem geliehenen Gerät“. Am 3. November 1936 wurde der Schule Honschaftsstraße die „Berechtigung erteilt, die HJ-Fahne zu hissen, da die Schülerschaft mit über 90% in der Hitler-Jugend erfasst ist“. Auch die Elternabende wurden so „zahlreich“ besucht, „dass die Turnhalle bis auf den letzten Platz gefüllt war“. Während Rektor Fuchs in seiner Chronik unter dem 31. August 1937 nur knapp vermerkte, „mit heute übernahmen die Lehrkräfte den Religionsunterricht an Stelle der Geistlichen“, deutet der zweite Chronik-Band für 1937: „Der Angriff auf den christlichen Charakter der Schule ist offenbar“ und nennt „das Verbot des Religionsunterrichts durch Geistliche, die das Schulgrundstück nicht mehr betreten dürfen“. Weiterhin nennt sie eine ausgrenzende „Verfügung, dass bei notwendigen Unterrichtsverkürzungen zuerst die religiöse Unterweisung einzuschränken sei“. Auch wenn Anfang 1937 der „Staatsjugendtag“ wieder aufgehoben wurde, wurde bei der Schulentlassfeier am 23. März 1937 der Nationalsozialismus deutlich erkennbar. „Zur Belohnung für Fleiß und gutes Betragen“ erhielten die drei besten Knaben das Buch „Waffenträger der Nation“. Bei der Entlassfeier am 29. März 1939 kam als zweites mögliches Auszeichnungsbuch für die Schüler hinzu „Heer, Flotte und Luftwaffe“. Erstmals hielt dabei auch der Ortsgruppenleiter Stromm eine Ansprache an die Kinder und die Eltern, bei der er auf die für den 10. April 1938 angesetzte Wahl zum Großdeutschen Reichstag verwies, die als „Scheinwahl“ auch die Volksabstimmung über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reichs einschloss.

 

Im Jahre 1937 standen den 72 Schulabgängern (41 Knaben, 31 Mädchen) nicht nur 91 Schulneulinge (45 Knaben, 46 Mädchen) gegenüber, sondern mit dem April des Jahres wurde „im Schulbezirk eine neue Randsiedlung fertiggestellt, aus der 108 Kinder in der hiesigen Schule angemeldet wurden“, wodurch „die Gesamtschülerzahl auf 800 stieg“. Mit drei neuen Klassen und weiteren neuen Lehrern konnten die Schuljahre 1937 und 1938 mit 18 Klassen zwar noch durchgeführt werden, aber es wurde auch an einem Plan für Schulneubauten gearbeitet, der jedoch wegen des bald ausbrechenden Zweiten Weltkrieges erst 20 Jahre später von der Stadt Köln realisiert werden konnte. Am 3. November 1938 feierte die Schule ihr 25jähriges Jubiläum sowie das 25jährige Dienstjubiläum von Lehrer und Schuleiter Peter Fuchs dann am Samstagabend, den 5. November in der Diepeschrather Mühle. Zum Schluss des mit großem Interesse und großem Zuspruch veranstalteten „Hausmusikabends in der Turnhalle“ gab es die „besondere Überraschung des Erscheinens einer Musikgruppe des Jungvolks, die von dem Jungbannführer Rüttgers beordert worden war und schöne Trommel und Fanfarenweisen erklingen ließ“, was mit „reichem und begeistertem Beifall belohnt“ wurde. Beim vom NS-Fliegerkorps veranstaltetem „Vergleichsfliegen der Segelflugmodelle für Kölner Schulen“ am 26. März 1939 errang auf dem Baggerfeld Köln-Dellbrück die „Modellbaugruppe der Höhenhauser Schule unter Leitung des Werklehrers Karl Frech den 2. Mannschaftspreis und den 1. Klassenpreis durch den Schüler Wilhelm Maus“.

 

Am Ende des Schuljahres 1938 mit 89 Entlassungen erhielt am 30. März 1939 der Schulleiter Peter Fuchs vom Führer und Reichskanzler Adolf Hitler das Treuedienst-Ehrenzeichen in Gold für 40jährige Dienstzeit verliehen. Die „Lehrenden“ Gertrud Mennicken, Christina Münch und Matthias Schneppenheim erhielten das Treuedienst-Ehrenzeichen in Silber für 25jähige Dienstzeit.

 

Die „Deutsche Schule“ bis zu ihrem Ende (1939-1945)

Wie der zweite Nachkriegs-Chronik-Band formuliert, war die Auflösung der konfessionellen Schulen „in aller Stille vorbereitet“ worden und so kam es dann „doch überraschend“ zum 1. April 1939, was Peter Fuchs in dem Satz protokolliert hat: „Mit Beginn des neuen Schuljahres wurde die „Deutsche Schule“ eingeführt“. Am 31. März waren durch ein Schreiben der Schulverwaltung die konfessionellen Schulen, hier die katholische Volksschule Höhenhaus, geschlossen und die „Deutsche Schule“ angeordnet, was in der evangelischen Schule schon im Juni 1937 geschehen war. Auch die zahlreichen Versetzungen der Lehrerinnen und Lehrer wurde gleichzeitig damit verkündet. Die nationalsozialistische Parteiorganisation war in dieser Woche „Tag und Nacht dienstbereit“ gewesen, da man eventuellen Kundgebungen dagegen von Seiten der Bevölkerung vorbeugen wollte. Dass es dazu in Höhenhaus nicht gekommen ist, erklärte der zweite Chronik-Band damit, dass „das öffentliche Interesse für das Ereignis überdeckt wurde von der Sorge um die gespannte politische Lage: der Zweite Weltkrieg stand vor der Tür“.

 

Mit der Einführung der Deutschen Schule wurde zugleich die Höhenhauser Schulorganisation neu gestaltet. Es gab jetzt zwei Schulen mit je 12 Klassen: Volksschule I weiter mit Herrn Rektor Peter Fuchs, Volksschule II unter Leitung von Rektor Albert Römer. Beide Schulen waren jetzt Gemeinschaftsschulen, in denen der konfessionelle Religionsunterricht zumindest zugesagt war. Nach dem zweiten Chronik-Band „machte die Abgrenzung der neuen Schulbezirke manche Mühe und Verdruss“. Diese Änderungen des Schulbezirkes Höhenhaus hat Peter Fuchs in seiner Chronik auf die Straßen genau beschrieben: „Die Schüler der alten Siedlung am Emberg wurden zur Schule Holzweg in Köln Dünnwald und die Schüler der Blumensiedlung und der Sigwinstraße mit geraden Nummern zur Schule Buschfeldstr. in Köln-Holweide überwiesen.“ Die Schüler von acht „Wegen“ (vom Andreasberger- bis zum Wenigeroder-Weg) aus der Siedlung Neurath wurden „von der Schule Berlinerstr. 69 zur Schule II in Köln-Höhenhaus überwiesen“.

 

Der mit dem Angriff der deutschen Wehrmacht auf Polen begonnene Zweite Weltkrieg hatte direkt auch schon seine Auswirkungen auf die Höhenhauser Schüler, weil die Sommerferien bis 17. September 1939 verlängert wurden, „da der als Luftschutzraum dienende Keller nur 300 Kinder“ fasste, so dass „immer nur 6 Klassen anwesend sein“ durften. Als im November 1939 nach neuen Luftschutz-Richtlinien nur noch 160 Kinder in den Luftschutzkeller aufgenommen werden durften, wurde der bereits nur noch schichtweise und eingeschränkt durchgeführte Unterricht in den „insgesamt 24 Klassen der beiden Systeme I und II“ weiter eingeschränkt, so dass „immer nur 3 Klassen anwesend sein“ konnten. Nachdem dann zur Verbesserung dieser „Unterrichtsverhältnisse“ im Schulgarten Luftschutzgräben für weitere 400 Kinder angebracht worden waren, konnten ab dem 20. November wieder 12 Klassen unterrichtet werden. Als im Oktober 1941 „zum Schutz der Bevölkerung bei Fliegergefahr“ der (heute noch bestehende) Hochbunker neben der Schule gebaut war, konnte dieser auch in Folge von der Schule benutzt werden, der „bei Fliegergefahr Voralarm zugesagt wurde, damit die Kinder rechtzeitig in den Bunker gebracht werden“ konnten.

 

Als Rektor Peter Fuchs am 1. Februar 1942 nach 29 Jahren an der Höhenhauser Schule in den Ruhestand trat, wurde der bisherige Konrektor Wilhelm Fühler sein Nachfolger. Der zweite Chronik-Band würdigt Rektor Fuchs nach seiner Chronik als „mit der wechselvollen Geschichte der Schule zu Höhenhaus ehrenvoll verbunden“. „Mit oft wechselnden Kollegien“ hatte Peter Fuchs „verdienstvollen Anteil an der Entwicklung einer Schule, die von Glück und Gunst nicht gerade reich bedacht aus kleinen Anfängen zu einer der größten Schulen Kölns wurde“. Ihm wurde ein „mühevolles, an zerstörten Hoffnungen reiches Leben und Wirken eines gewissenschaften Schulmannes“ bescheinigt.

 

Im System II war Rektor Albert Römer schon 1939 zum Kriegsdienst eingezogen worden und der Lehrer Josef Winter wurde sein Nachfolger, dem dann ab 1944 Karl Bornemann vertretungsweise als Schulleiter folgte. Als dann im September 1944 „sämtliche Lehrer zum Heeresdienst eingezogen“ und die Schulen „buchstäblich herrenlos“ waren, übernahmen kurzfristig erstmals mit Fräulein Gertrud Mennicken (I) und Fräulein Auguste Krafft (II) zwei Lehrerinnen die Schulleitungen und auch für den zum Kriegsdienst eingezogenen Hausmeister Botz seine Ehefrau den „Außendienst“.

 

Der zweite Chronik-Band beschreibt auch nach 1942 vor einer Skizze der allgemeinen Kriegsereignisse „die Arbeit der Schule“, die „nach und nach völlig zum Erliegen kam“: „Die Schulbezirke waren wiederholt das Opfer verlustreicher Luftangriffe. Häuser wurden beschädigt, viele völlig zerstört, Verletzte und Tote waren zu beklagen. Durch freiwillige und behördliche Kinderlandverschickung sank die Schülerzahl, die vor dem Kriege rund 1.300 betrug auf etwa 900. Da war ein geregelter Schulunterricht nicht mehr möglich. Nächtliche Alarme bedingten späteren Unterrichtsbeginn. Der beschränkte Schutzraum im Keller des Hauptgebäudes erlaubte nur die Anwesenheit von 250 Kindern. Deshalb wurde am Vor- und Nachmittag in Schichten von je 2 Stunden unterrichtet. Aber nur selten konnte eine Schicht ohne Alarmstörung durchgehalten werden. Wenn die Sirenen ertönten, eilte alles in den Keller oder in den nahen Großbunker. Einige Klassen hielten ihren Unterricht in Nebenräumen des Bunkers aufrecht. Das hörte aber auf, als der Ortsgruppenleiter Schell, der sich auch sonst gern in die Schulangelegenheiten mischte, eine abgetrennte Platznahme der Schulkinder im Bunker untersagte“.

 

Angesichts des „totalen Bombenkrieges“ über Deutschland mussten dann am 5. Oktober 1944 alle Kölner Schulen geschlossen werden, also auch mit 30% Kriegszerstörung die Höhenhauser Schule nach 30 Jahren und 11 Monaten und zumindest für mehr als 10 Monate. Der zweite Chronik-Band beschreibt aus frischem Miterleben detailreich das „Überleben“ in Höhenhaus nach der Schulschließung, dass u. a. ein Schulrat Seidenfaden von seiner Wohnung in Dellbrück aus für die pünktliche Zahlung der Gehälter durch die Sparkasse sorgte und Dienstbesprechungen im Bunker unter der Schule Urnenstraße abhielt. Am 4. November 1944 „bezogen zum ersten Mal deutsche Soldaten in der Schule Quartier“. Dann folgten im schnellen Wechsel weitere Truppenteile, die „um freie Sicht zu haben“, auch „die prächtige Akazie an der Schulpforte fällten“. Am 13. und 14. März 1945 geriet Höhenhaus in die „Artillerie-Kämpfe zwischen Rhein-Wupper-Ruhr“, so dass am 10. April 1945 „die letzten deutschen Soldaten den Schulbezirk verließen“. Wenn schon die Schulchronik von dem dann mit der Sicherung beauftragten „Volkssturm“ berichtet, dass er die Schule nicht vor Plünderungen schützen konnte, gedenkt Höhenhaus seit 2007 – exemplarisch für alle Opfer –mit einem Straßenschild des vormaligen Schülers aus der Siedlung Neurath, Peter Kütter, der sich geweigert hatte, der Hitlerjugend beizutreten und deshalb am 21. März 1945 noch vom Volkssturm erschossen wurde.

 

Die Schulchronik schildert „die Stunde der Erlösung aus der Not des furchtbaren Krieges“ am Samstag, dem 14. April 1945 gegen 14.00 Uhr u. a. mit folgenden Worten: „Eine kleine Gruppe feindlicher Soldaten nahte langsam, vorsichtig spähend vom ´Sandberge´ an der Honschaftsstraße her dem Bunker und dem Schulgrundstück. Die wenigen Leute, die im Freien waren, unter ihnen Fräulein Krafft und Fräulein Mennicken und der Bunkerwart, Herr Fensterseifer, erkannten die Ankommenden als Amerikaner. Auf Anruf kamen einige mit Ihnen in ein kurzes Gespräch. Durch Nachfragen erfuhren sie, dass im Bunker ´keine Männer´ seien. Zwei aus der Schule kommende SS-Offiziere ergaben sich. … Die Amerikaner gingen nicht in das Schulhaus, sondern weiter auf die Siedlung zu. So war in wenigen Minuten wahr geworden, was in den Ängsten und Nöten des Krieges so oft ersehnt und erbeten war: Für Höhenhaus war der schreckliche Krieg zu Ende“.

 

Aus dem Schlussbericht des zweiten Chronik-Bandes bis zur Wiedereröffnung der Schule ist zu vermelden, dass am 5. Mai 1945 „schwarze USA-Soldaten in der Schule Quartier bezogen“ hatten, die sich nach „einer gründlichen Reinigung und Durchsuchung wohnlich einrichteten“ und „harmloser waren, als zunächst die Nachbarn gemeint hatten“. Weiterhin konnten „die weiblichen Hüterinnen der Schule durch kluges Verhandeln und Achtgeben manchen Schaden abwenden“. Den Kindern waren „die Schwarzen aber besonders zugetan und beschenkten sie mit Keks und Schokolade – für die Kleinsten der Kleinen vielleicht wohl eine erste Kostprobe!“. Auch kümmerte sich „einer der Fremdlinge rührend um ein Kind, das sich beim Spielen verletzt hatte“. Die schwarzen amerikanischen Soldaten wurden durchaus als „lustig“ angesehen, weil „bis in die späte Nacht hinein fremder Sing-Sang vernehmbar war“. Nach dem „Abzug der Schwarzen“ wurde dann zunächst vom 23.-25. April die Schule geplündert und „am 21. Mai vernichtete ein wohl mutwillig gelegtes Feuer eine Schulbaracke und beschädigte die Turnhalle erheblich“.

 

Als Voraussetzung für eine Wiederaufnahme des Unterrichtes mussten nach der „bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht“ (7.-9. Mai 1945) unter schwierigsten Bedingungen die komplexe Aufgabe bewältigt werden, sowohl die Schulräume wieder „gebrauchsfähig zu machen“, als auch die aus dem Krieg zurückgekehrten Lehrer auf ihre Vergangenheit und Mitarbeit im NS-Staat hin für die Wiedereinstellung zu überprüfen („Entnazifierung“). Mit Freude wurde festgestellt, dass „von den eingezogenen Lehrern keiner gefallen war“ und nur einige noch in Gefangenschaft oder „krank abwesend“ waren.


 

Die ersten Nachkriegsjahre (1945–1949)

Mit einer improvisierten Feier unter Beteiligung der Eltern und der örtlichen Geistlichkeit wurde die Schule am 23. August 1945 wieder eröffnet. Der Lehrkörper war noch unvollständig und die Zahl der Kinder erhöhte sich fast täglich durch die nach Höhenhaus aus der Evakuierung heimkehrenden Familien. Von regelmäßigem Schulbesuch der Kinder konnte vorerst keine Rede sein. Sie begleiteten ihre Eltern im Ringen gegen die Hungersnot zu „Hamstertouren“ ins Bergische Land oder ins Vorgebirge. Gegen die Schulschwänzer musste gelegentlich sogar die Polizei eingeschaltet werden. Auch der Kampf um das tägliche Brot führte zuweilen zu kriminellen „Entgleisungen“ der Schulkinder, wie zum Beispiel beim Kohlenklau von den durch Höhenhaus fahrenden Kohlezügen oder dem Beschaffen von Holz aus den naheliegenden Wäldern, was juristisch natürlich als Diebstahl gewertet werden konnte. So kam es vor, dass Polizeibeamte in der Schule vorsprachen.

 

Dem Chronisten der Schulchronik fiel dazu der Vergleich mit Wilhelm Raabes (1831–1910) „Horacker“ ein, der, weil er einen Topf Schmalz gestohlen hatte, in Raabes Roman durch die Fama der Bevölkerung zum Mörder stilisiert worden war. Im Wald, wo er sich vor seinen Verfolgern versteckte, wurde er schließlich von Lehrer Windwebel gefunden und mithilfe des Konrektors Eckerbusch und des Gansewinckeler Pastors Winckler und dessen resoluter Frau in die Gesellschaft zurückgeholt.

 

Die sozialen Umstände der Zeit zwangen die Schule, einen Sozialdienst einzurichten, der in der Hauptsache von den noch nicht entnazifizierten Lehrern zu einem Stundenlohn von 0,76 Mark geleistet wurde. Bis zu 1 800 Kinder mussten so betreut werden. „In den meisten Familien unseres Schulbezirks war die Armut ein ständiger Gast“, ist in der Schulchronik zu lesen, und weiter: „Ein großer Teil unserer Schulkinder zeigt im Ausdruck des Gesichts und in der körperlichen Entwicklung traurige Spuren der Unterernährung. Das kann auch nicht anders sein. Seit Monaten sind die meisten Haushaltungen ohne Kartoffeln. Gemüse, Nährmittel, Fleisch, Zucker werden selten und zumeist in sehr geringen Mengen ausgegeben.“ Dafür mussten die Hausfrauen stundenlang in Schlange anstehen, wobei die Kinder oft als Platzhalter dienten.

 

Schon bald nach Eröffnung der Schule richtete das Kölner Versorgungsamt am 15. Dezember 1945 aus britischen Armeebeständen mit Unterstützung der Schweizer Organisation Schweizer Spende die tägliche Schulspeisung ein. Zunächst wurden Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren dreimal wöchentlich, von Februar 1946 an täglich, mit je einem halben Liter Suppe versorgt. Für viele Schulkinder war die Schulspeisung Hauptgrund, überhaupt zur Schule zu gehen. Für 25 Pfennig (ab Juni 1948 20 Pfennig, ab Oktober 1948 15 Pfennig, später 6 Pfennig) gab es „abwechselnd Nudel-, Erbsenmehl- oder Biskuitsuppe“, auch Kakao- und Malzgetränke sowie Ölsardinen, ab Mai 1946 außerdem ein Brötchen. Bedürftigen Kindern (mehr als ein Drittel) wurde der Beitrag ganz oder zum Teil erlassen. Geschirr und Besteck mussten die Kinder mitbringen. Manchmal gab es auch Schokolade, Süßigkeiten, Keks oder Obst und als zusätzliche Überraschung Datteln, weiße Brötchen und Marmelade. Die Schulspeisung wurde von einem Lastkraftwagen angefahren und für die Vormittags-Klassen von 10 bis 11.30 Uhr ausgeteilt, die Nachmittags-Klassen aßen zwischen 14 und 16 Uhr. Die Essenausgabe geschah durch Lehrerinnen, den Hausmeister und seine Frau sowie durch Schülerinnen der oberen Klassen. „Weil Not bekanntlich erfinderisch macht, waren immer einige Gäste schier unerschöpflich in Versuchen, trotz Kartenkontrolle und Überwachung durch ihre Lehrer ‚ein Ding zu drehen’ und Hausmeister Botz und Frau … konnten mit 4, 6 und mehr Augen nicht wachsam genug sein“, heißt es in der Schulchronik, und: „Doch fehlte es auch nicht an unzufriedenen Nörglern, denen nie etwas recht zu machen ist“. Nicht alle ausgegebenen Suppen entsprachen der Lebensmittelhygiene. Die Kölner Nahrungsmittel-Untersuchungs­anstalt berichtete 1947 von Klagen über Erbrechen nach dem Essen der Suppe. Die Schokoladenzuteilung aus der Schulspeisung am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien 1946 konnte nur deshalb unter „großen Jubel“ der Kinder ausgeteilt werden, weil sie so gut versteckt war, dass Diebe, die in der Nacht zuvor eingebrochen waren, sie nicht fanden. Ende 1950 lief die Schulspeisung aus, nur bedürftige Kinder, immerhin noch 515, erhielten weiterhin ein Schulfrühstück, das aber vom 1. April 1951 an auch wegfiel. Von diesem Zeitpunkt an konnten alle Kinder zum Frühstück Milch oder Kaba für 12 Pfennig bei Hausmeister Botz, der die Schule im August 1952 verließ, kaufen.

 

Um den Kindern den Weg zur Schule überhaupt möglich zu machen, startete die Schule ab 1946 mehrere „Schuhaktionen“. Die Schulchronik hält fest: „Der Mangel an Schuhzeug war in allen Familien drückend und gefährdete Schulbesuch und Gesundheit. … Im nassen Herbst und kalten Winter 1946/47 konnten viele, viele Kinder die Schule nicht besuchen, weil sie keine Schuhe hatten. … Rektor Weitershagen war es gelungen, durch besondere Abmachungen eine Zuteilung von 500 Paaren Sommerschuhen und eine größere Anzahl von Reparaturscheinen zu erwirken.“

 

Während des Winters 1946/47 musste der Unterricht vorübergehend wegen mangelnden Heizmaterials bei Außentemperaturen von -20° eingestellt werden. Die Kinder begaben sich zur Schule, um ihre Hausaufgaben abzuholen und am nächsten Tag zur Durchsicht abzugeben. Am 7. Januar 1947 konnte der Unterricht nach den Weihnachtsferien nicht aufgenommen werden, weil noch immer keine Kohlen für die 26 Öfen der Schulbaracken geliefert worden waren. Zur Einsparung von Strom und Heizmaterial war vom 11. Mai bis zum 29. Juni 1947 die „doppelte Sommerzeit“ eingeführt worden, doch auch sie brachte keinen Erfolg, sondern hob nur den normalen Lebensrhythmus auf. In der Schulchronik ist zu lesen: „Wie die meisten Betriebe, so konnte auch die Schule einen so frühen Anfang nicht tragen, zumal die Kinder bei der Länge der Tage fast bis Mitternacht auf der Straße waren. Der Unterricht begann um 830 u[nd] wurde am 1. Juli, als die ‘einfache’ Sommerzeit eintrat, wieder auf 800 festgelegt.“

 

Die schwierige Lebenslage der Menschen nach dem Kriege besserte sich erst mit der Einführung der Währungsreform am 20. Juni 1948. Die Schule stellte zehn Klassenräume zum Geldumtausch zur Verfügung. Rund einhundert Helfer, darunter auch Lehrerinnen und Lehrer, tauschten den Höhenhauser Bürgern 40, später noch einmal 20 Reichsmark gegen Deutsche Mark um. In der Schule wurden an einem Tag 960 000 RM eingenommen und 640 000 Deutsche Mark ausgegeben, ist der Schulchronik zu entnehmen.

 

Unterrichtsmittel in der Schule waren Mangelware, alte Schulbücher mit nationalsozialistischen Inhalten und Symbolen durften nicht mehr benutzt werden, neue fehlten. Hauptlernmittel war die Tafel im Klassenraum, von der die Kinder den Lehrstoff auf ihre Schiefertafel oder in ein Heft abschrieben. Vorerst standen nur die Fächer Religion, Deutsch, Rechnen und Raumlehre auf dem Stundenplan, später auch die Sprache der Besatzer, Englisch, Geschichtsunterricht war verboten. Er konnte erst vom Winterhalbjahr 1947/48 an wieder erteilt werden. Nur politisch unbelastete Lehrerinnen und Lehrer hatten Aussicht, wieder im Schuldienst beschäftigt zu werden. Wer Mitglied der „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ oder in deren Verbänden und Gliederungen tätig gewesen war, musste meist lange auf seine Zulassung als Lehrkraft warten. Das sehr umständliche und bedrückende Verfahren hieß amtlich „Entnazifizierung“. „Das Verfahren hat … sehr viel Kummer und wirtschaftliche Nöte in die Lehrerfamilien getragen und über Alleinstehende gebracht. Die nicht zugelassenen Lehrer und Lehrerinnen wurden in Arbeitskolonnen zusammen gefasst, von der Gehaltszahlung ausgeschlossen, als städtische Hilfsarbeiter in Stundenlohn gestellt, … ehe das Verfahren gegen sie zu einem Urteil gekommen war. Sie hatten Aufräumungsarbeiten zu leisten oder wurden mit Schreibarbeiten und Botengängen beschäftigt“, schreibt die Schulchronik. Wenn die Meisten auch später entnazifiziert wurden und den Schuldienst wieder aufnehmen konnten, so blieb vereinzelt doch noch vom unseligen Geist dieser Zeit etwas zurück, zum Beispiel in der Feststellung eines 1948 wieder eingestellten Lehrers, er habe bei Dienstantritt „das Schülermaterial (sic!) willig“ vorgefunden.

 

Getrübt wurde der Schulunterricht im ersten Jahr nach dem Krieg von der Auseinandersetzung um die Konfessionsschule. Im März 1946 kam es zu der von der Militärregierung angeordneten Abstimmung darüber, an der nur die Eltern teilnehmen durften, die für ihre Kinder die konfessionelle Schule wünschten. In Köln und natürlich auch in Höhenhaus entstanden heftige Kontroversen zwischen den Kirchen und politischen Parteien. Katholische und evangelische Kirche sowie die CDU sprachen sich für die Konfessionsschule, SPD, KPD und FDP für eine Gemeinschaftsschule aus. Der Dünnwalder Pfarrer ermahnte die Eltern seines Pfarrbezirks, dem auch Teile von Höhenhaus zugehörten, für eine katholisch-konfessionelle Schule zu stimmen. Die Höhenhauser Eltern stimmten schließlich mit 89 Prozent für die Einrichtung konfessioneller Schulen, wie sie bis zum 31. März 1939 bestanden hatten. Anfang Mai 1946 wurde der Schule in der Honschaftsstraße die gewünschte Form gegeben. Von nun an gab es je eine katholische und evangelische Bekenntnisschule sowie eine Gemeinschaftsschule mit konfessionellem Religionsunterricht. Dass die Kinder dadurch in verschiedene Lager getrennt wurden, nahm man billigend in Kauf.

 

Die 218 Kinder der evangelischen Volksschule wurden in vier Klassen von den Lehrerinnen Krafft, zur Jakobsmühlen und Klingenberg unterrichtet, 1948 kam Konrektor Stricker hinzu. Einen eigenen Leiter hatte die Schule vorerst nicht, Paul Weitershagen leitete neben der katholischen auch die evangelische Schule, bis Anfang 1949 der Hauptlehrerin Emilie Jaeger (1902–2003) die Leitung übertragen wurde. Mit der Einrichtung einer 7. Klasse vom Schuljahr 1949/50 an, erhielt Frau Jaeger ihre Beförderung zur Rektorin der Schule. Zu diesem Zeitpunkt unterrichteten in der evangelischen Schule die Lehrerinnen Jaeger, Mundorf und Klingenberg sowie die Lehrer Stricker, Völtz, Fach und Werner. Weil die zur Verfügung stehenden Baracken mit vier Klassenräumen nicht ausreichten, musste der Unterricht umschichtig vor- und nachmittags abgehalten werden. Eltern, die die Bekenntnisschule grundsätzlich ablehnten, schickten ihre Kinder in die Gemeinschaftsschule in der Honschaftsstraße. Schulleiter war Anton Herkenrath. Rektor der katholischen und der evangelischen Volksschule wurde Paul Weitershagen. Neben ihm unterrichteten in der katholischen Volksschule die Lehrerinnen Gertrud Menniken, Adelheid Denster, Maria Spickenheuer, Johanna Köhler, Gertrud Blum, Fräulein Winterscheid, Margarethe Schnepp, Luise Adrian, Elisabeth Teppe und Maria Wolf sowie die Lehrer Karl Caspar, Wilhelm Strugholz, Ernst Flach, Anton Füchtenhans, N.N. Schneider, Wilhelm Franken, Karl Rompeltien, Josef Müller und Hans Okle. Konrektor Karl Bornemann trat mit dem 1. April 1948 in den Ruhestand. Er wurde in einer Feier verabschiedet, in der der Schulchor unter der Leitung von Lehrer Flach sang und die Lehrer Hans Hartmann und Wilhelm Franken musizierten, so die Schulchronik. Am 1. November 1948 wechselte Rektor Weitershagen zur Volksschule Thurnerstraße nach Dellbrück. Sein Nachfolger wurde Peter Fey.

 

Hatten die Räumlichkeiten der Schule schon während des Krieges stark gelitten, kamen in den unruhigen Monaten nach Kriegsende Einbrüche und Diebstähle hinzu. Und dann brannte am 20. September 1945 auch noch die Hausmeisterwohnung und der Handarbeitsraum völlig aus, sodass die Raumnot sich weiter verschlechterte. Bald waren Klassenfrequenzen von 50 und mehr Kindern erreicht, Schicht- und verkürzter Unterricht waren unumgänglich. Zu Beginn des neuen Schuljahres am 1. April 1947 war die Schülerzahl der drei Schulen in der Honschaftsstraße auf rund 1 700 Kinder gestiegen. In die katholische Volksschule gingen 591 Jungen und 600 Mädchen, die von zehn Lehrerinnen und elf Lehrern unterrichtet wurden, das entsprach Klassengrößen von durchschnittlich fast 57 Kindern. Im Jahre 1948 unterrichteten 22 Lehrkräfte 586 Jungen und 588 Mädchen in acht Jungenklassen, sieben Mädchenklassen und neun gemischten Klassen. Die Klasseneinteilung entsprach nicht immer dem Lebensalter, sondern der Dauer des bisherigen Schulbesuches. Die evangelische Volksschule hatte sechs Klassen. Die Raumnot der drei Schulen wurde erst mit Fertigstellung der katholischen Volksschule Leuchterstraße im Jahre 1949 etwas gemildert, weil die Kinder nördlich des Embergs und der Siedlung „Neue Heimat“ nach dort umgeschult wurden.

 

Am 11. November 1946 ritt erstmalig nach dem Krieg wieder St. Martin durch den Schulbezirk und brachte den Kindern „den lange entbehrten Weckmann“. Dazu schrieb Franz Peter Kürten (1891–1957): „1945, in den bittersten Zeiten, wurde in Dünnwald das St. Martinsfest wieder eingeführt. Der Verfasser dieser Hefte schrieb für die Kinder nach einem alten norddeutschen Laternenreim das Dünnwalder Laternenlied (‚Ich geh mit meiner Laterne’). … Als 1946 zum ersten Mal St. Martin durch Höhenhaus ritt, gab es in diesem kinderreichsten Vorort unübersehbaren Jubel und Trubel. Das Laternenlied hatten sich die Kinder von Dünnwald geholt. Die Höhenhauser sind es gewesen, die es in die anderen Stadtbezirke trugen. Heute ‘rabimmelt’ es schon über [das] Rheinland hinaus.“ Im gleichen Jahr konnten in der renovierten Turnhalle auch wieder weihnachtliche Krippenspiele aufgeführt werden. In den Sommerferien 1947 nahmen 100 Kinder der Höhenhauser Schulen an einer Ferienbetreuung der Stadt Köln unter Aufsicht von Lehrern teil. „Standlokal“ war die Walkmühle in Dünnwald, nicht weit zum Strandbad für die Kinder. Im Februar 1948 konnte das erste Mal auch wieder Karneval in Höhenhaus gefeiert werden. Die Kinder kamen maskiert zur Schule und „erlaubten sich sonst unerlaubte Scherze“, vermerkt die Schulchronik.

 

Am 7. Juli 1948 feierte die Stadt Köln das 25jährige Bestehen ihres Stadions in Müngersdorf. Dieser Tag war deshalb als „Tag der Volksschulen“ bestimmt worden. Die katholische Volksschule Honschaftsstraße schickte 20 Jungen und 40 Mädchen zu Sportwettkämpfen ins Stadion. „Unsere Mannschaft zeigte vortreffliches Turnen am Barren, war recht wacker im Endlauf der 4x100m Staffel und errang einen 4. Preis. Für die Mädchen waren keine Preise vorgesehen; aber sie waren in anmutigen Volkstänzen, Reigen und Ballspielen nicht minder siegreich“, formulierte der Schulchronist. Der Weg der Schülerinnen und Schüler nach Müngersdorf war beschwerlich, da für den Rheinübergang nur die Behelfsbrücke zwischen dem Deutzer Messegelände und dem heutigen Theodor-Heuß-Ring und in Mülheim „et Möllemer Böötche“ zur Verfügung standen. Die Hohenzollernbrücke erhielt erst am 1. August 1948 einen Fußsteg und die Deutzer Brücke wurde erst am 16. Oktober 1948 sowie die Mülheimer Brücke am 8. September 1951 in Betrieb genommen.

 

Die Zeit des „Wirtschaftswunders“ (1950–1960)

Die Wirtschaftslage in Deutschland verbesserte sich zu Beginn der 1950er Jahre zusehends, es ging sozusagen aufwärts. Das zeigte sich auch in Höhenhaus im Bau neuer Siedlungen, der Kirchen „Zur Hl. Familie“ am Lippeweg (Einweihung am 30. September 1951) und „St. Johann Baptist“ gegenüber der Schule (Baubeginn im November 1952). Zudem entstand 1951/52 in der Siedlung „Neue Heimat“ die erste neu erbaute Schule Kölns nach dem Krieg, die „Rosenmaarschule“. Einher ging mit der regen Bautätigkeit die Zeit der Vollbeschäftigung, deren Kehrseite der Schulchronist allerdings beklagte: „Bei den meisten Familien gehen Vater und Mutter arbeiten, sodaß die Kinder sich den ganzen Tag selbst überlassen sind“. Hinzu komme, dass viele Kinder aus Familien ohne Vater kämen, weil die Ehe geschieden sei. „Wie gering ist doch die Zahl der Kinder, die aus Familien kommen, wo die Verhältnisse als normal anzusehen sind,“ beschrieb er die Verhältnisse. Mit Einweihung der neuen Kirche am Lippeweg gehörte ein Teil der Schuljugend zum Pfarrbezirk „Hl. Familie“. Am 18. Juli 1954 legte Weihbischof Ferche den Grundstein der neuen Kirche „St. Johann Baptist“, die am 17. Juli 1955 eingeweiht wurde. Die Stadt Köln erwarb im Sommer 1956 die auf dem Schulgrundstück stehende überflüssig gewordene Notkirche, die nach Reparaturarbeiten ab Spätsommer 1956 von den Schulen der Honschaftsstraße als behelfsmäßige Turnhalle genutzt werden konnte. Nach dem Pfingstferien 1952, am 11. Juni, wurden der neuen „Rosenmaarschule“ drei Klassen überwiesen.

 

Auch in den Höhenhauser Schulen der Honschaftsstraße kam es zu bescheidenen Baumaßnahmen. Zur Verschönerung des Schulhofes legten die Jungenoberklassen unter Leitung von Lehrer Okle vor den Schulbaracken Grünstreifen mit Sträuchern und einen Fischteich an. Gleichzeitig wurden die Fundamente der 1945 abgebrannten Baracken längst der Honschaftsstraße abgetragen und der freie Raum mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt, wozu die ortsansässigen Firmen das Material gespendet hatten. Die Schulbaracken erhielten von der Stadt Köln einen hellen Anstrich. In den Sommerferien 1953 konnten das Steingebäude grundlegend renoviert, der Eingang verlegt und im Inneren durch Umgestaltung neue Räume gewonnen werden. Nachdem ein Tierpfleger des Kölner Zoos bei den Schülerinnen und Schülern im November 1953 mit der Vorführung von Kriechtieren das Interesse für den Bau eines Terrariums geweckt hatte, begann im ersten Halbjahr 1954 unter Leitung des Rektors der Gemeinschaftsschule, Anton Herkenrath, der Bau eines Terrariums, in das im Laufe des folgenden Jahres die Tiere einziehen konnten: Ringelnatter, Kröten und Frösche. Im Herbst des gleichen Jahres kam noch ein großer Vogelkäfig dazu. Der neu gestaltete Schulhof bot zudem Platz für ein Verkehrsübungsfeld. Im Frühsommer 1957 bildete Konrektor Werner von der evangelischen Schule über 1 000 Kinder aller drei Schulen zu „perfekten Verkehrsteilnehmern“ aus. Dazu waren jeden Monat eine Stunde oder wöchentlich zehn Minuten Verkehrsunterricht zu erteilen.

 

Am Samstag, dem 4. Februar 1956, brach gegen 20.30 Uhr in der Turnhalle ein Brand aus. Unter dem Fußboden des Kachelofens war ein Schwelbrand entstanden, der sich an der Holzverschalung bis zur Decke und in den Geräteraum weiterfraß. Weil das gesamte Gebäude und die benachbarten Schulräume aus Holz errichtet waren, bestand die Gefahr eines Großbrandes. Durch starke Rauchentwicklung auf den Brand aufmerksam geworden, hatte die herbeigerufene Feuerwehr unter Mithilfe der Nachbarn zunächst den eingefrorenen Wasserhydranten aufzutauen. Um an den Brandherd zu gelangen, mussten sodann Teile der Wandverkleidungen abgerissen werden. Nach zweieinhalb Stunden war der Brand, auch dank des frühen Eingreifens durch Hausmeister Breuer, der im September 1952 Hausmeister Botz abgelöst hatte, gelöscht.

 

Von Beginn des Schuljahres 1956 an hatte die Schule wieder mit erheblichen Personalmangel, ähnlich dem von 1946, zu kämpfen, es fehlten „4-5 Lehrer“, so die Schulchronik. In den Oberstufen wurde häufig in Gruppen unterrichtet, die Klassenstärken betrugen immer noch 50 und mehr Kinder. Hinzu kam, dass durch eine Verordnung der Landesregierung die Schulstunden um je fünf Minuten verkürzt, dafür aber der Vormittagsunterricht um eine Stunde auf sechs Stunden erweitert wurden. Bis auf Ausnahmen konnte der Nachmittagsunterricht damit entfallen.

 

Am 9. April 1958 diskutierte der Schulausschuss des Rates der Stadt Köln über die Schulsituation der Kölner Schulen. Als dringend notwendig erschien ihm der Neubau der „Barackenschule“ Honschaftsstraße, weil die mehr und mehr zerfallenden Baracken Schülern und Lehrern nicht länger zugemutet werden könnten. Den Plan für eine neue Schule an gleicher Stelle wie der alten legte bald der beauftragte Architekt Wedler vor. Im Laufe des Jahres 1959 wurden dann die Schulbaracken nacheinander abgerissen. Die dadurch entstehende Raumnot machte es erforderlich, wieder Nachmittagsunterricht einzuführen und geeignet erscheinende umliegende Gebäude zu nutzen. Dazu boten sich das Naturfreundehaus, der Kindergarten im Dreisamweg und das katholische Jugendheim an. Die Arbeiten am Neubau schritten im gleichen Jahr gut voran, sodass man sich schon Gedanken darüber machte, wer in der neuen Schule die „Hausherr-Pflichten“ übernehmen sollte, die seit Bestehen der Schulen der ältesten und größten, der katholischen Schule, zustanden. Das ging nicht ohne Streit ab. Die Schulchronik vermerkte unter dem 15. Mai 1959, dass „ein heftiger, interner Machtkampf der Pflegschaften untereinander mit z[um]T[eil] unliebsamen Unterstellungen“ darüber entbrannt war.

 

Im September 1957 schwappte die asiatische Grippe, die weltweit etwa eine Million Todesopfer fordern sollte, auch nach Europa über. Es gab die Regelung, falls mehr als die Hälfte der Kinder in einer Klasse fehlte, für die übrigen schulfrei war. Dabei soll es vorgekommen sein, dass die Kinder hin und wieder nachhalfen. Die katholische Schule Honschaftsstraße war gezwungen, zeitweise fünf Klassen gleichzeitig zu schließen, nicht nur wegen erkrankter Kinder, natürlich wurden auch die Lehrerinnen und Lehrer erfasst.

 

Was die Lehrpersonen der katholischen Schule anbelangt, hielt die Schulchronik für die 1950er Jahre das 40jährige Dienstjubiläum von Fräulein Mennicken am 24. Februar 1950 und deren Pensionierung am 8. Juli 1955 fest. Fräulein Paula Schmitz konnte am 6. Oktober 1951 ihr 40jähriges Dienstjubiläum feiern. Sie ging Ostern 1957 nach 46 Jahren als Lehrerin in den Ruhestand. Fräulein Elisabeth Teppe, die Handarbeits- und Turnlehrerin für alle drei Schulen, beging am 5. Mai 1953 ihr 40jähriges Dienstjubiläum. Am 11. Januar 1955 verabschiedete sie sich in den Ruhestand. Ebenfalls sein 40jähriges Dienstjubiläum feierte am 22. Februar 1955 Heinz Schreiber, der am gleichen Tag zum Konrektor befördert wurde. Ende Juli 1955 ging Lehrer Carl Caspar in Pension. Das Lehrerkollegium bestand Ostern 1957 aus: Rektor Peter Fey, Konrektor Heinz Schreiber, den Lehrerinnen Schultzill, Niedtfeld, Pohlen, Goecke, Arand, Winkin, Barbknecht, Schmitz sowie den Lehrern Töller, Limbach und Okle. Im Juli 1958 wurde Rektor Peter Fey verabschiedet, der eine Schulratsstelle im Ruhrgebiet übernommen hatte. Neuer Schulleiter wurde der Konrektor Heinrich Schreiber.

 

Die evangelische Schule hatte 1958 nur noch sechs Klassen, weshalb Rektorin Jaeger die Leitung der evangelischen Schule in Köln-Mülheim übernahm. Die freiwerdende Hauptlehrerstelle wurde im September des Jahres dem bisherigen Konrektor Werner übertragen.

 

Sportveranstaltungen, Schulfeiern und –fahrten waren auch in den 1950er Jahren sehr beliebt. Am 21. März 1952 fand im Müngersdorfer Stadion (Radrennbahn) das Fußballendspiel um den Wanderpreis der Stadt Köln statt. Sportlehrer Müller hatte sich mit seiner Klasse dafür qualifiziert. Gegner war die Dellbrücker Volksschule Thurnerstraße. Nach spannendem Spiel gewann die Klasse von Herrn Müller durch ein Tor von Mittelstürmer Körver in der letzten Spielminute mit 1:0. Auch im darauf folgenden Jahr gewann die Klasse von Herrn Müller wieder die Fußballmeisterschaft der Kölner Schulen mit 4:3 gegen die Schule Annastraße auf dem Sportplatz an der Mülheimer Brücke. Linksaußen „Fiffi“ steuerte zwei Tore für Höhenhaus bei. Stolz nahmen die siegreichen Jungen die Ehrung des Beigeordneten Johannes Giesberts (1909–1981), der in Vertretung des Kölner Oberbürgermeisters gekommen war, entgegen. Den Triumph der Höhenhauser Volksschulen vervollständigte die evangelische Volksschule, die mit ihrem Lehrer Werner Meister der Gruppe B (Volksschulen unter 220 Kinder) mit einem 1:0 gegen die Katholische Volksschule Stammheim wurde. Insgesamt errang die evangelische Schule den Wanderpreis der Stadt Köln dreimal, sodass er in ihren endgültigen Besitz überging.

 

Am 9. Juli 1953 fand eine Abendveranstaltung auf dem Schulhof statt, während der der Altermarktspielkreis das Stück „En Kirmes em ahle Kölle“ aufführte. Mehr als 1 000 Kinder und Eltern waren gekommen. Die Entlassklassen der katholischen Schule besuchten im Januar 1957 ein Gürzenichkonzert, währenddessen das Rheinische Kammerorchester Werke von Georg Friedrich Händel (1685–1759), Karl Stamitz (1745–1801), Josef Haydn (1732–1809), Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) und Johann Sebatian Bach (1685–1750) aufführte. Im Sommer 1957, vom 29. April bis zum 24. Oktober, war Köln Veranstaltungsort der Bundesgartenschau. Dazu war auf der rechten Rheinseite der Rheinpark geschaffen worden. Die erste Seilbahn über den Rhein erschloss den Rheinpark auch dem linksrheinischen Köln. Selbstverständlich besuchten alle Kinder der Höhenhauser Schulen im Rahmen eines Klassenausfluges die Gartenschau. Im selben Jahr erlebten die Kinder den Besuch von drei Kar[a]iben-Indianern, zwei Männern und einer Frau, in der Schule. Sie spielten und tanzten zur Verwunderung der Kinder in ihren Nationalgewändern.

 

Etwas Neues und Besonderes bot sich den Kindern in den 1950er Jahren mit den Aufenthalten in Landschulheimen und den sogenannten „Schulendtagen“. Anfang Januar 1956 fuhr das 5./6. Schuljahr mit Lehrer Werner Reiffer und zwei Müttern für zehn Tage ins Landschulheim Ruppichteroth. Der Unterricht ließ genügend Zeit für die gemeinsame Freitzeitgestaltung, die ihren Höhepunkt mit dem Besuch der Wiehler Tropfsteinhöhle erreichte. Schülerin Inge gefiel es so gut, dass sie ihren Lehrer bat: „ Herr Lährer, loß me’ us Schol he in d’r Wald baue! He is et doch vill schöner als in d’r Stadt mit denne ville Autos!“ Gleichfalls im Jahr 1956 fuhren die Jungen des 8. Schuljahres mit ihrem Lehrer Okle „in ein hochromantisches Zigeunerdorf inmitten der Vulkaneifel“, ins Zeltlager an das Gemündener Maar. Dort wurden laut Schulchronik „naturwissenschaftliche Gegebenheiten“, wie geologische Studien, Vulkanismus, Tiere und Pflanzen, Mensch und Landschaft, studiert. Daneben standen auf dem Stundenplan Sport und Wanderungen, so an die Eifeler Maare (Weinfelder [Totenmaar], Meerfelder, Schalkenmehrener und Mosenberg Maar). Im Herbst 1959 unternahm Lehrer Okle noch einmal eine Studienfahrt in ein Zeltlager am Gemündener Maar, dieses Mal mit seiner Abschlussklasse. Ihre Erlebnisse hielten die Schüler in der Broschüre „Höhenhauser Tramps erobern die Vulkaneifel“ fest. Besonders in Erinnerung bleiben den Schülerinnen und Schülern sicher auch die „Schulendtage“ des jeweiligen 8. Schuljahres, die beispielsweise 1956 an den Laacher See, 1957 nach Köttingen und 1959 nach Monschau führten. Abschlussfahrten in österreichische

 

Skigebiete oder Flugreisen nach Mallorca gab es noch nicht. Die Oberklassen der evangelischen Schule unternahmen in den 1950er Jahren Wochenendfahrten mit Übernachtungen in Jugendherbergen nach Ruhrberg, Wiehl, Ruppichteroth, Lindscheidt, der Kroppacher Schweiz, der Hohen Rhön und Marienfeld sowie in Zeltlager, so 1955 mit Lehrer Werner für fünf Tage in die Zeltstadt eines CVJM-Lagers bei Waldbröhl. Hier wurde die Idee einer Schulzeitung, dem „Barackengeflüster“ geboren. Auch im Sommer 1958 fuhren Kinder der Schule mit ihren Lehrern Werner und Corbach in ein Zeltlager, dieses Mal in den Westerwald. Über die dortigen Erlebnisse entstand der selbst gedrehte Film „Die Mutzbachpiraten“, ein Name, den dann auch die Schulzeitung übernahm.

 

 

 

Die sechziger Jahre bis zum Ende der Volksschulen (1961–1968)

„Hand in Hand mit dem wachsenden Lebensstandard ist die Steigerung egoistischer Tendenzen zu beobachten. Die Zahl der Schlüsselkinder wächst, Vater und Mutter arbeiten nicht mehr aus bloßer Not, sondern um ihre Wünsche nach materiellem Luxus zu befriedigen. Mit der Zerrüttung bzw. Auflösung oder auch nur Lockerung des Familienlebens wächst das Problem der Sexualität (u[nd] d[er] damit verbundenen Forderung n[ach] ‚Aufklärung’). Aus einer Vielzahl von Gründen dieser Art beschließt die Schule, den Eltern einen deutlichen Rippenstoß zu versetzen! Am 21. und 22. November [1963] fanden Eltern-Vorträge zum Thema: ‚Gefahren und Hilfen bei der geschlechtlichen Erziehung unser Kinder’ statt“, mit diesen Worten charakterisierte der Schulchronist treffend die soziale Lage zu Anfang der 1960er Jahre, aus heutiger Warte für viele vollkommen abstrus.

 

Das wichtigste Ereignis im Schulleben war der Schulneubau. Die Baumaßnahmen begannen am 1. April 1959, und schon am 11. Februar 1960 konnte Richtfest gefeiert werden, mit dem Versprechen, dass der erste Bauabschnitt mit 15 Klassenräumen am 1. September abgeschlossen sein werde. „Rektor Schreiber sprach als dienstältester Schulleiter für seine Kollegen Werner und Herkenrath über die Fülle der Arbeit, die zu leisten war, um den Bau entstehen zu lassen“, hält die Schulchronik fest. Nicht so wie versprochen, sondern erst im Februar 1961 konnten mit Abschluss des ersten Bauabschnitts 14 Klassenräume, drei Werkräume, die Turn- und die Mehrzweckhalle bezogen und der zweite Bauabschnitt, der acht Klassen- und vier Gruppenräume schaffen sollte, begonnen werden. Die offizielle Einweihungsfeier der neuen Schule an der Honschaftsstraße fand am 9. Juni 1961 statt. Mit dem Einzug in das neue Gebäude gingen strengere Ordnungsprinzipien einher. So war Laufen im Haus und auf dem Schulhof grundsätzlich verboten, die Frühstückspause im Klassenraum zu halten, damit kein Papier auf dem Schulhof zurückblieb, und beim Schellen hatten sich die Kinder in Zweierreihen aufzustellen, um klassenweise ins Gebäude geführt zu werden. Mitte April 1962 wurden dann auch der Trakt B der neuen Schule bezogen und gleichzeitig die drei Schulen räumlich getrennt. Turn- und Mehrzweckhalle, Lehrküche und Ärztezimmer waren Gemeinschaftseinrichtungen aller Schulen. „Mit Gartenanlagen und der Sportwiese besitzt der Schulkomplex nun das Gesicht des ursprünglich Vorgesehenen“, freute sich der Schulchronist. Durch weiteren Siedlungsbau und damit verbundenen starken Zuzug nach Höhenhaus, wurde auch die neue Schule bald wieder zu klein. „Es herrscht weiterhin bittere Raumnot“, ist in der Schulchronik zu lesen. Mit Inkrafttreten der 45 Minutenschulstunde zu Beginn des Schuljahres 1962/63 waren 810 Kinder in 21 Klassen zu unterrichten. Das entsprach einer durchschnittlichen Klassengröße von 39 Kindern. Hatte die katholische Schule 1955 noch 459 Kinder zu unterrichten, waren es zu Beginn des Schuljahres 1963/64 schon 822, die von 16 Lehrerinnen und 6 Lehrern unterrichtet wurden. Am 1. April 1960 vergrößerten sich auch die Schülerzahlen in der evangelischen Schule, sodass dort wieder ein Rektor installiert werden durfte. Die Stelle erhielt Manfred Werner.

 

Bedingt durch den Lehrermangel in Nordrhein-Westfalen wurden zu Ostern 1964 auch an der Schule Honschaftsstraße die ersten „Mikätzcheneingestellt. Das waren Lehrerinnen und Lehrer, die auf Initiative des nordrhein-westfälischen Kultusministers Paul Mikat (1924–2011) in Kurzausbildungen auf den Lehrerberuf vorbereitet worden waren. Bei Bewährung erhielten sie die Möglichkeit, über ein weiteres Studium zur „vollgültigen“ Lehrkraft zu werden. Wie schon in den 1950er Jahren, so fanden auch fortan Klassenfahrten statt. Im Juni 1960 fuhr Frau Niedfeld mit ihrer Klasse ins Schullandheim Ruppichteroth und im Januar 1961 verbrachte Herr Okle mit den Jungen der 8. Klasse Einkehrtage in Maria Laach. Im Herbst 1963 reisten die Mädchen der Oberklasse mit Fräulein Wibbecke ins Schullandheim nach Bergneustadt. Die Entlassfahrt der Jungen im März 1963 mit Rektor Weber ging jetzt schon ins Ausland, nach Rotterdam und Hoek van Holland.

 

Zum Lehrpersonal der 1960er Jahre hält die Schulchronik im Einzelnen fest, dass Emmi Mundorf im Januar 1960, Rektor Heinrich Schreiber im Juni 1960 und Karl Caspar im November 1961 verstarben. Herr Okle wurde im März 1960 Konrektor der katholischen Schule, die er 1965 auf eigenen Wunsch verließ. Am 8. Januar 1961 nahm der neue Schulleiter Paul Weber seinen Dienst auf. Am 6. Oktober 1961 konnte die Seniorin im Lehrerkollegium, Paula Schmitz, wenige Tage vor ihrem siebzigsten Geburtstag im Kreise von Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schülern ihr 50jähriges Dienstjubiläum begehen. Zur Feier waren auch die ehemaligen Schulleiter und nunmehrigen Schulräte, Paul Weitershagen und Peter Fey, sowie die „alten“ Kolleginnen Fräulein Spieckenheuer, Fräulein Mennicken, Fräulein Teppe und Rektorin Blum gekommen. Im April 1965 übernahm Rektor Kläser die Schulleitung.

 

In der evangelischen Schule unterrichteten im Schuljahr 1963/64 zwölf Lehrerinnen und Lehrer 526 Kinder: Rektor Manfred Werner, Konrektor Gerhard Heuß, die Lehrerinnen Änne Heil, Erna Axmacher, Erika Gössl, Ruthhilde Lissem, Maria-Luise Rahnenführer, Gisela Zersch, Ilse Thutwohl und Hildegard Frann sowie die Lehrer Lapp und Merten.

 

Das von den Ministerpräsidenten der Bundesrepublik am 28. Oktober 1964 beschlossene „Hamburger Abkommenveränderte die Grundstruktur der deutschen Volksschulen elementar. Die Schulpflicht wurde von acht auf neun Jahre verlängert und der Schuljahresbeginn vom 1. April auf den 1. August verlegt, was in Nordrhein-Westfalen vom 1. Dezember 1966 an zwei Kurzschuljahre zur Folge hatte. An die Stelle der Volksschulen traten die Grund- (1.–4. Schuljahr) und Hauptschulen (5.–9. Schuljahr). Die Umstellung, die bis August 1967 realisiert werden sollte, bedingte einen weiteren Anstieg der Schülerzahlen und gleichlaufend weiteren Lehrer- und Raummangel, für den sich im Herbst 1964 eine Entspannung insoweit abzeichnete, als dass ein Termin in Sicht war, an dem die Schülerinnen und Schüler, die westlich der Berlinerstraße wohnten, in die neue Bodelschwingh-Schule umgeschult werden konnten. Die neue Schulform galt seit 1. August 1968 auch für die drei Schulen in der Honschaftsstraße. Die Lehrer und Lehrerinnen bekamen die Möglichkeit, zwischen Grund- und Hauptschule zu wählen. Die überwiegende Mehrheit entschied sich für die Grundschule.

 

Abschließend sollen noch einige Ehemalige zu Wort kommen:

 

Zeitzeugin Helga E.-R.:

 

„Ich bin 1946 in die katholische Schule Honschaftsstraße eingeschult worden. Wir hatten unseren Klassenraum in einer Schulbaracke gegenüber der Turnhalle. Unsere Lehrerin war ein kleines, altes Fräulein, das uns häufig mit einem Stock schlug. Ihren Namen weiß ich nicht mehr. In der Kirche, gleich neben der Schule, war am ersten Schultag die Einschulungsmesse. Der Schulweg war verhältnismäßig lang. Wir mussten an dem Haus der Familie K. vorbei, die hatten 19 Kinder, und an einer Barackensiedlung vor dem Pfropfbusch. In einem Haus wohnte ein Krimineller und in einem anderen lebten Zeugen Jehovas, die ihr krebskrankes Kind nicht operieren lassen wollten, weshalb es gestorben ist. Zu der Zeit war es auch, 1946 oder 1947, dass ich einen schweren Unfall hatte. Wir hatten in der Schule die ‘Schweizer Spende’ erhalten und waren auf dem Rückweg über den ‘Waldweg’. Auf einmal kam von hinten ein Radfahrer, der freihändig gefahren war, stieß mich so heftig an, dass ich stürzte. Dabei bohrte sich das Schutzblech des Rades in mein Bein. Der Radfahrer brachte mich nach Hause und versuchte auf Geheiß meiner Mutter einen Arzt zu erreichen, was ihm aber nicht gelang, weil Samstag war. Daraufhin verschwand er, ohne seinen Namen und seine Adresse zu hinterlassen. Meine Mutter wusste keinen anderen Rat, als bis Montag zu warten, obwohl es sich um eine große offene Wunde handelte. Der Arzt in Dünnwald, Dr. Coenen, konnte die Wunde nur noch ausbrennen, ohne Betäubung, und verbinden, mit einer Art Krepppapier. Leider heilte die Wunde nicht, sodass mein Sülzer Onkel, der im Krieg Sanitäter gewesen war, sich einschaltete und die Wunde so versorgte, dass sie ausheilte. Eine Narbe ist bis heute geblieben, was mich als Jugendliche sehr gestört hat.“

 

Zeitzeuge Karl Sz.:

 

„1947 bin ich in die Schule Honschaftsstraße eingeschult worden. Dort war ich bis zum 8. Schuljahr. Da ich evangelisch bin, bin ich auch in die evangelische Schule gekommen. Die war etwas kleiner als die katholische. Daneben gab es noch die Gemeinschaftsschule, die war noch kleiner. In der Gemeinschaftsschule war der Vater des späteren Nationaltorwarts, Fritz Herkenrath, Lehrer. Ich hatte mehrere Lehrer. In den beiden letzten Jahren Herr Werner. Im 1. Schuljahr war Fräulein Klingenberg meine Lehrerin, die später den Lehrer Werner geheiratet hat. Dann hatte ich ein Fräulein Axmacher, glaube ich, hieß die. Und dann den Lehrer Völtz. Rektorin der Schule war Frau Jaeger. Die katholische Schule hatte einen anderen Rektor. Ob es auch einen der Gemeinschaftsschule gab, weiß ich nicht. Es gab ständig ‚Klassenkämpfe’ der evangelischen gegen die katholische Schule. Wenn etwas kaputt gegangen war, hieß es, das war ein Katholischer und von der Gegenseite kam, das war ein Evangelischer. Lehrer Werner hat uns immer in Schutz genommen, indem er sagte: ‚Meine Jungs machen so was nicht’. Wir hatten viele Kinder aus Neurath in unserer Schule. Solche Jungen haben einmal, das werde ich nie vergessen, unsere damalige Lehrerin, eine schmächtige Person, verhauen. Warum, weiß ich nicht. Unser Klassenraum war in einer der Schulbaracken untergebracht. Im Steinhaus waren, glaube ich, nur Katholische. Wir hatten nur vormittags Schule, nachmittags nicht. Sonst ist mir nichts Besonderes im Gedächtnis geblieben“.

 

Zeitzeugin Hannelore K.:

 

„Ich bin am 1. April 1946 in die Gemeinschaftsschule eingeschult worden. Ich weiß, dass dort wegen der wenigen Kinder mehrere Jahrgänge in einer Klasse unterrichtet wurden, was sehr negativ war. Positiv dagegen war, dass in der Schule, im Gegensatz zu anderen Volksschulen, das Fach Englisch unterrichtet wurde. Anders als von Außenstehenden geglaubt, hat es auch Religionsunterricht, alternativ ‚Lebenskunde’ gegeben. Meine Lehrer waren Herr Herkenrath, der Vater des Fußballnationaltorwarts Fritz Herkenrath, Herr Esser, Frau Königshoven und Frau Homann. Die Kinder der Schule wurden von denen der evangelischen und katholischen Schule ausgegrenzt und gemieden.“

 

Zeitzeuge Willi S. (am 1. April 1948 eingeschult in die katholische Volksschule):

 

„Ich denke gerne an meine Schulzeit in der Schule Honschaftsstraße zurück. Meine erste Lehrerin war Mathilde Goepner. Wie damals üblich, waren Jungen und Mädchen getrennt, in meiner Klasse waren ungefähr 40 Jungen. Der erste Schultag ist mir in besonderer Erinnerung geblieben. Er begann, wie heute auch, mit dem Schulgottesdienst in der Kirche St. Johann Baptist, gleich neben der Schule gelegen. Als die Kinder nach dem Gottesdienst in das Schulgebäude kamen und ich den Geistlichen, der die Messe gefeiert hatte – diesmal im schwarzen Habit – wiedersah, überkam mich unter dem lauten Gelächter der Umstehenden die überraschende Erkenntnis: ‚Da ist der Mann, der eben maskiert war.’ Zum ersten Mal musste ich mich mit den anderen Kindern auf dem Schulhof in Zweierreihen aufstellen, um anschließend in den Klassenraum geführt zu werden. Zu dieser Zeit gab es für die meisten Kinder, auch für mich, noch keine Schultüte. Dafür war das Geld zu knapp. Die ersten Schreibübungen machten wir auf einer Schiefertafel, auf die mit einem Griffel aus Schiefer geschrieben wurde. Noch heute liegen mir die Kratzgeräusche in den Ohren, die man beim Schreiben verursachte. Die ersten Hausarbeiten bestanden darin, jeweils drei Reihen einzelner Buchstaben auf die Tafel zu schreiben. War das nach Meinung der Mutter nicht sauber genug, wischte sie einfach einzelne Reihen aus und es ging aufs Neue.“

 

 

Schulentwicklung seit Ende der 1960er Jahre

 

1968 bis Ende der 1970er Jahre

 

Mit der Schulreform Ende der 1960er Jahre enden die wohlgeordneten Aufzeichnungen der Chroniken. Was nun folgt, orientiert sich an den Protokollbüchern der Lehrerkonferenzen der Katholischen Grundschule aus den Jahren 1968 bis 1978 sowie an den Erzählungen ehemaliger Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler.

 

Als Grund für die tiefgreifenden Veränderungen im Schulsystem und im Lernen nicht nur in Köln, in Nordrhein-Westfalen, sondern auch in Deutschland, wurde gern die große Weltpolitik bemüht: Die Welt war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 grob eingeteilt in West und Ost. Um zu beweisen, dass sie das bessere, das stärkere System hatten, ließen die Mächtigen der Welt nicht nur immer stärkere Waffen bauen, sie wollten sogar bis in den Weltraum vordringen und ließen ihre Wissenschaftler dafür Raketen bauen. 1957 flog ein russischer Satellit namens Sputnik ins All und sorgte damit im Westen nicht nur für große Baupläne im Raketenbereich, sondern veranlasste gleichzeitig die Politiker auch dazu, über das Lernen in der Schule nachzudenken.

 

Ein weiterer Grund für viele Veränderungen war, dass in den Jahren nach dem Krieg Deutschland mit viel Hilfe aus dem Ausland wieder aufgebaut worden war. Die Landwirtschaft sorgte dafür, dass alle satt werden konnten. In Fabriken und Geschäften fanden alle wieder Arbeit. Die Menschen sprachen von einem „Wirtschaftswunder“. Wenn viele Menschen arbeiten, können sie auch Steuern zahlen und von diesem Geld werden unter anderem auch die Ausgaben für Schulen bezahlt.

 

Es wurden weitere Schulen gebaut, es gab neue Möbel und Materialien. Nur mit der Ausbildung von Lehrpersonal ging es langsam voran. Ende der 1960er Jahre wurde eine Schule in der von-Bodelschwingh-Straße errichtet. Viele Kinder aus der Siedlung an der Westseite der Berliner Straße konnten nun mit kurzem Weg dort zur Schule gehen.

 

Zu dieser Zeit wurde die Volksschule abgeschafft. Eingeführt wurde das dreigliedrige Schulsystem. Die Realschulen und Gymnasien gab es bereits, hinzu kam also die Hauptschule. Nicht lange danach wurde schon die Gesamtschule als weiterführende Schule für alle gegründet. So auch hier in Höhenhaus. Im Protokoll vom 12. Juni 1974 wird auf eine für Lehrer verpflichtende Informationsveranstaltung über die Gesamtschule hingewiesen. Die Kinder der Grundschulen in der Honschaftsstraße bekamen dafür sogar schulfrei.

Aber zurück in die Honschaftsstraße: Das Protokoll vom 3. März 1969 vermerkt vier Schulen auf dem Gelände. Dabei handelt es sich offensichtlich um eine Katholische Grundschule und eine Gemeinschaftsgrundschule. Zu dieser Zeit befand sich auf dem Gelände auch noch die Hauptschule, namentlich erwähnt wird mehrfach Herr Rektor Müller. Im Konferenzprotokoll vom 21. September 1968 findet sich ein Hinweis auf einen Schulbereich für Sonderschüler. Im Protokoll vom 19. Dezember 1972 wurden nur noch drei Schulen erwähnt. Die Sonderschule war inzwischen ausgelagert. Aber immer wieder kam es zu größeren Spannungen zwischen den beiden Grundschulen und der Hauptschule, in die sogar der Schulrat mehrmals eingeschaltet wurde. Hauptstreitpunkte waren die Hausordnung: Bemängelt wurden die Lautstärke im Gebäude, das Zusammensein auf dem Schulhof während der Pausen und die Sauberkeit der Toiletten.

 

Diese Schulveränderungen begleitete als Schulleiter der Katholischen Grundschule Herr Rektor Kläser. Es gab zehn Klassen, aber nur neun Klassenlehrerinnen und –lehrer. Es herrschte Lehrermangel. Klassenräume gab es ebenfalls nicht in ausreichender Anzahl. Daher mussten zwei zweite Klassen als „fliegende Klassenzimmer“ ständig die Räume wechseln. Die Anzahl von 22 Tischen pro Klasse lässt auf bis zu 44 Kinder schließen. Aber es müssen viel mehr gewesen sein: Aus dem Protokoll vom 25. August 1969 geht hervor, dass das Land wegen des großen Lehrermangels Klassen von bis zu 62 Kindern vorsah. In diesem Schuljahr musste eine dritte Klasse als sogenannte „Durchziehklasse“ von vier verschiedenen Lehrerinnen mitversorgt werden, ohne eine eigene Klassenleitung zu haben.

 

Die Lerninhalte und die Methoden waren auch damals landesweit durch Lehrpläne im Wesentlichen vorgegeben. Schon in den frühen Konferenzen wird in längeren Passagen über den Einsatz moderner Lernmethoden wie Gruppen- und Partnerarbeit berichtet.

Von 1969 bis 1971 finden sich in den Protokollen mehrmals Erwähnungen zum Verbot der körperlichen Züchtigung. Kinder dürfen in der Schule nicht mehr durch Schläge bestraft werden. Um 1970 herum wurden eine Zeit lang viele Schulbücher kostenlos ausgegeben. Die Kinder erhielten Gutscheine von der Schule. Durch die Lehrmittelfreiheit kam eine Vielzahl an Büchern an die Schulen: Es gab nicht nur die Fibel als erstes Lese-Schreib-Werk. Hinzu kamen Sprachbücher und Lesebücher, Rechenbücher und ein Atlas für Heimatkunde, auch kleine Liederbücher.

 

In den Schulen konnten die Lehrkräfte ab 1972 eigene Arbeitsblätter herstellen: Sie bekamen dafür Umdruckmaschinen mit Matrizen. Das Umdrucken dauerte recht lange, das Papier war gelblich und nur begrenzt belastbar und der Druck stank fürchterlich nach Lösungsmittel. Sogar ein Fotokopierer wurde angeschafft. Allerdings waren Kopien zu dieser Zeit noch recht kostspielig.

 

Ende der 1960er Jahre wurde Lesenund Schreiben mit der sogenannten Ganzheitsmethode unterrichtet. Vom ersten Schultag an sollten die Kinder ganze Wörter lesen und schreiben. Das erwies sich aber als sehr schwierig und wurde schnell wieder geändert.

Ende der 1960er Jahre gab es auch einige Veränderung im Mathematikunterricht. Zunächst wurde die Arbeit mit verschiedenfarbigen geometrischen Formen mit zwei unterschiedlichen Dicken und Größen begonnen. Damit verknüpft wurde die Einführung der Mengenlehre, laut Protokoll zum Sommer 1972. Dann sollte der Mathematikunterricht nur noch durch Fachlehrkräfte gehalten werden. Mit der vorherrschenden Lehrersituation war das leider nicht möglich. Die Lehrer waren schlecht auf die neue Mathematik vorbereitet, das Vorhaben misslang.

 

In den 1960er Jahre gab es bereits Angebote der Musikschule: Flötenunterricht und Klavierstunden konnten nachmittags in der Schule besucht werden. Auch Fortbildungen für die Lehrkräfte wurden angeboten.

 

Die Lehrerkonferenz beschloss am 27. Oktober 1975, dass die Kinder den ersten Samstag im Monat schulfrei haben – der Unterricht wurde auf die anderen Schultage verteilt. Die endgültige Entscheidung trafen die Eltern in den Klassenpflegschaften zum Schuljahresende. Zum Schuljahr 1979/1980 kam ein weiterer schulfreier Samstag dazu.

 

Nach und nach änderte sich auch die Beziehung zwischen der Schule, den Kindern und den Eltern: Sie wurden stärker einbezogen, bekamen mehr Möglichkeiten zur Mitsprache und auch zur Mitgestaltung. Schon 1969 werden die Kinder der Klasse 4 in die Schülermitverwaltung einbezogen. Sie sollten Klassensprecher und einen sogenannten Verbindungslehrer wählen. Die Gestaltung des Schullebens mit vielen Festen wurde von engagierten Eltern vorangetrieben. Ohne sie war und ist bis heute vieles (die Feier eines Jubiläums eingeschlossen) nicht möglich!

 

Im Schuljahr 1978/1979 wurde erstmals das Gremium „Schulkonferenz“ erwähnt. Interessant ist dabei, dass aus dem Lehrerkollegium Herr Pfarrer Albert Kühlwetter als Vertreter gewählt wurde – demnach galt er als Lehrperson an der Schule!

 

Auch im Schuljahr 1976/1977 war der Lehrermangel zumindest in der Katholischen Grundschule noch groß. Überlegungen zur Milderung der Problematik gingen sogar so weit, dass über eine Einschränkung der Schulgottesdienste nachgedacht wurde. Die Diskussion um diesen Vorschlag wurde im Protokollbuch ausgiebig dargelegt. Er wurde jedoch verworfen. Im Protokoll des 22. September 1977 findet sich wieder ein Vermerk über Hauptschulklassen auf dem Gelände in der Honschaftsstraße. Sie wurden aus der Gesamtschule Höhenhaus wegen baulicher Probleme ausgelagert.

 

Auch für die Kinder änderte sich einiges: Während die Zeugnisse früher nur Noten enthielten, wurde ihre Lernentwicklung ihnen und den Eltern in einem Text formuliert und im Zeugnis festgehalten. Dies geschah im Schuljahr 1977/1978 zunächst für das zweite Schuljahr. Die Formulierungen sind bis heute sehr individuell und detailliert. Daher wünschen viele Eltern eine „Übersetzung“ des Textes in Schulnoten.

 

Für den 27. Mai 1978 wurde ein Schulfest geplant. Nach klassenweisen Wanderungen am Vormittag sollte sich nachmittags auf dem Schulhof zu Spielangeboten und einer Kasperlevorführung getroffen werden.

 

Ende der 1970er Jahre bis 1992

Für das Schuljahr 1978/1979 wurde für die Katholische Grundschule eine Gesamtschülerzahl von 158 Kindern erwartet. Diese sollten in je zwei ersten bis dritten und einer vierten Klasse unterrichtet werden. Dafür standen immerhin sieben Lehrkräfte zur Verfügung!

 

In den 1980er Jahren benötigten die Schulen mehr Geld als das Land und die Stadt ihnen zur Verfügung stellen konnten. Zum Beispiel für Unterrichtsmaterialien, die in der neu eingeführten Freien Arbeit eingesetzt werden sollten. Woher nehmen und nicht stehlen? Beide Schulen in der Honschaftsstraße gründeten einen Förderverein (die Katholische Grundschule laut Protokoll vom 15. Januar 1976. Es wird erzählt, dass der Satzung eine Kaninchenzüchtervereinssatzung zugrunde gelegt wurde). Die Fördervereine unterstützten die Schulpflegschaften bei der Ausrichtung von Festen, übernahmen die Abrechnungen, fragten an vielen Stellen nach Spenden und bezahlten von den Überschüssen dringend notwendige Anschaffungen für die Schulen. Dazu gehört auch Spielzeug für die Schulhofpausen, bis hin zu Großgeräten, die Anfang des neuen Jahrtausends auf beiden Höfen errichtet wurden. Der Seilgarten auf dem Blumenschulhof war solch eine Großaktion der Katholischen Grundschule. Er erfreut sich bis heute größter Beliebtheit. Kurz vorher hatte die Gemeinschaftsgrundschule das große Spielgerät auf dem Salamanderhof errichten lassen. Auch dieses Gerät wird weiterhin eifrig genutzt.

 

Bis 1988 blieb Rektor Singe der Schulleiter der Katholischen Grundschule. Er hatte als Junglehrer seit 1944 unterrichtet und war jahrzehntelang Konrektor, ehe er die Schule leitete. Ihm folgte nur für kurze Zeit Otmar Kuttenkeuler, der 1991 die Schule wieder verließ.

 

Die Zeit von 1992 bis zum Schulverbund

1992 folgte Frau Gabriele Holzhäußer als neue Schulleiterin, die sehr eng mit der damaligen Schulleitung der Gemeinschaftsgrundschule, der Rektorin Anja Göttert und der Konrektorin Ruth Kuttenkeuler zusammenarbeitete.

 

In diese Zeit fielen weitere große Veränderungen in den Schulen: Im Unterricht wurde immer intensiver auf die Lernvoraussetzungen und Bedürfnisse der Kinder geachtet. Es wurde ausprobiert, wie Kinder in anderen Gruppen als dem gewohnten Klassenverband zusammenarbeiten. Gearbeitet wurde in Projekten. Ganze Projektwochen mit bunt gemischten Gruppen zu interessanten übergeordneten Themen wurden angeboten. Auch hier waren die Eltern sowohl in der Pflegschaft in der Durchführung, als auch der Förderverein für die Finanzierung stark eingebunden.

 

In beiden Schulen spielten gesundheitliche Themen eine immer größere Rolle. Rückenschulangebote wurden in beiden Schulen eingeführt. Angeregt durch ein Programm in Zusammenarbeit mit der Kölner Universität baute Frau Christa Donath diese Institution an der Gemeinschaftsgrundschule auf. An der Katholischen Grundschule engagierte sich die Physiotherapeutin Anke Kaspers-Haupt. Inzwischen hat der Turnverein Höhenhaus die Rückenschule organisatorisch übernommen.

 

In den 1990er Jahren wurden die Aktivitäten und Angebote der Schulen verschriftlicht und als Schulprogramme festgelegt und weiterentwickelt. Als Reaktion auf die vermehrte Berufstätigkeit von Frauen und Mütter entstanden (ebenfalls Anfang der 1990er Jahre) in beiden Schulen Randstundenbetreuungen. So konnten Kinder nach der Schule bis 14 Uhr betreut werden. In diese Zeit fällt auch die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung an den Schulen. Die Einführung neuer Medien veränderte die ganze Welt und damit auch die Schulen. An der Katholischen Grundschule wie an der Gemeinschaftsgrundschule fanden sich engagierte Eltern für die Einrichtung von PC-Räumen. Sponsorenläufe wurden zur Anschaffung von PCs für alle Klassen und für Medienräume abgehalten. Seitens der Stadt wurden sowohl für die Verwaltung wie auch für Medienecken in einzelnen Klassen immer mal einzelne Rechner mit Zubehör geliefert. Zeitweise liefen dann in Klassen bessere Computer als im Rektorat. Anfang des neuen Jahrtausends hob die Stadt ein Programm zur Verbesserung der Medienausstattung für Schulen aus, für das die Schulen aber erst einmal selbst umfangreiche Medienkonzepte schreiben mussten. Das Projekt mit dem Namen CAS (Cologne Area Schoolnetwork) hatte den Haken, dass ein Konzept für eine Ausstattung geschrieben werden sollte, die noch gar nicht vorhanden war. Im ersten Anlauf schafften es beide Schulen noch nicht, die Gemeinschaftsgrundschule war dann 2003 aber erfolgreich. Damit zog eine Menge Lärm in das Schulgebäude ein. Das gesamte Gebäude wurde mit Kabelsträngen für die Datenübertragung durchzogen. In zwei Kellerräumen wurden Serverschränke eingebaut. Zunächst gab es für alle Gemeinschaftsgrundschulklassen jeweils einen neuen Computer mit Monitor, allem Zubehör, sogar mit einem Laserdrucker. Mit der Zusammenlegung beider Schulen wurden die Klassen der Katholischen Grundschule teilweise mit ausgerüstet. Außerdem wurden ein Laptop, ein Beamer und eine Videokamera als Medienausstattung geliefert und rege genutzt, bis sie Anfang 2012 aus dem verschlossenen Büro während der Ferien gestohlen wurden. Ein Schicksal, das bedauerlicherweise viele Medien Kölner Schulen ereilt.

 

Was in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts ein kleiner sowjetischer Satellit schaffte, brachte Anfang des neuen Jahrtausends dann ein groß angelegter internationaler Bildungstest zur Wiederholung: Statt Sputnikschock kam der PISAschock. In einer großen Studie stellten Bildungsforscher fest, dass unser Schulsystem insgesamt ziemliche Schwächen zeigt. Das bewirkte wieder mehr Geld für Bildung, auch für Schulen. Leider wurde nicht mehr so viel direkt für das Lernen in der Schule investiert. Stattdessen beschlossen die deutschen Forscher eigene Bildungstests durchzuführen. „Evaluation“ hieß das Zauberwort. Seit 2004 schreiben alle Kinder der dritten Klassen einen Lesetest, einen Schreibtest und eine mathematische Vergleichsarbeit. Dafür wurde der klangvolle Name „VerA“ gefunden. Die Forscher sind sich recht uneinig über den Erfolg dieser Maßnahme. Sie wird aber beibehalten und findet weiter statt.

 

In beiden Schulen fand im Jahr 2004 ein Wechsel in der Schulleitung statt: Hartmut Richmann startete als Schulleiter in der Katholischen Grundschule. Beate Habets übernahm (zunächst kommissarisch) die Leitung der Gemeinschaftsgrundschule. Auf beide Schulen kamen weitere große Veränderungen zu. Durch die Schließung der Horte standen die Schulen in der Pflicht, eine Betreuungsalternative zu bieten.

 

Die Politik gab vor, dass mehr Kinder nachmittags in der Schule betreut werden sollten. Essen, Hausaufgaben, Arbeitsgemeinschaften – alles unter einem Dach. Bundesgelder wurden für die Umbaumaßnahmen und die Einrichtung zur Verfügung gestellt. 2006 ging die Offene Ganztagsschule mit dem Träger Turnverein Höhenhaus an den Start. 33 Kinder wurden in einem Raum im Tiefparterre untergebracht – dort wurde nebenbei gekocht, abgewaschen, gespielt… Zeitweise wurden dort auch Hausaufgaben gemacht! Es herrschte also drangvolle Enge. Nach einem Umbau des alten Schulküchenbereichs unter der Turnhalle und dem Bezug neuer Räume unter dem Katholischen Grundschultrakt ging es ab 2007 entspannter zu.

Nachdem die Katholische Grundschule zunächst ein etwas weniger aufwändiges System ausprobiert hatte, baute sie ab 2008 auch einen Offenen Ganztag auf. Als Träger blieb der Randstundenträger, der schuleigene Förderverein.

 

Die Betreuung der Kinder im Schulgebäude bedeutete radikale Veränderungen nicht nur für die Kinder. Auch das Kollegium, die Schulleitung, der Hausmeister, andere Mitnutzer des Schulgebäudes und auch die Nachbarn der Schule mussten völlig umdenken.

 

Vom Schulverbund zur Zukunft der Johannesschule

An dieser Stelle sollen kurz die jüngeren Entwicklungen beider Schulen dargestellt werden: Seit 2008 treffen wir uns regelmäßig mit den Klassensprecherinnen und Klassensprechern, um gemeinsam über Themen zu sprechen, die die Kinder betreffen. Das erinnert etwas an den Erlass bezüglich Schülermitverwaltung von 1969. Klassensprecher hatten viele Klassen schon vorher, jetzt beraten die Kinder sich – übrigens auf erstaunlich hohem kommunikativem Niveau – über schulische Angelegenheiten wie Pausengestaltung und Schulgesundheit. Als Anfang 2010 seitens der Stadt Köln bekannt gegeben wurde, dass die Gemeinschaftsgrundschule und die Katholische Grundschule zum 01. Februar 2011 zu einer Schule zusammengefasst werden sollten, gingen alle Beteiligten zielstrebig aufeinander zu, um den Verbund sinnvoll gemeinsam zu gestalten. Besonders hilfreich erwies sich dabei die Steuergruppe, die sich in Zusammenarbeit mit dem Regionalen Bildungsbüro Köln in den Jahren zuvor gebildet hatte.

 

Dankbar waren wir auch für die städtische Unterstützung durch unsere Schulrätin Frau von Westphalen-Granitzka sowie durch Herrn Decker und Herrn Hölzer vom Amt für Schulentwicklung, die rechtliche und organisatorische Fragen mit uns besprachen.

Von Anfang an mit einbezogen bei der Umsetzung des Schulverbunds waren der Kinderrat und natürlich die Schulpflegschaft. Besonderen Dank an dieser Stelle noch einmal an Stefanie Rieger und Sandra Mai, die sich beide besonders intensiv um das Zusammenwachsen bemühten.

 

Um den Verbund zu würdigen, gab es am 01. Februar 2011 entsprechende Feierlichkeiten:

Die Kinder hatten sich ein gemeinsames Frühstück in ihren Klassenstufen gewünscht, um einander kennen zu lernen. Viele helfende Eltern machten gut gelaunt mit und lernten sich dabei auch gleich kennen. Für den Nachmittag hatten die Kinder eine Party in der Aula mit umfangreichem Programm vorbereitet. Ein Papa machte den DJ! Und am Abend feierten wir mit zwei katholischen und zwei evangelischen Geistlichen einen stimmungsvollen

 

Wortgottesdienst. Wie eine gemischt konfessionelle Eheschließung.

Von dieser Zeit an bestand auch die Möglichkeit, den jeweils anderen Schulhof zu nutzen. Die Kinder sollten nur vor jeder Pause entscheiden, auf welchen Hof sie gehen wollen. Inzwischen eine alltägliche Selbstverständlichkeit.

 

Sehr viel Unterstützung seitens der Eltern benötigten wir beim Umräumen im Sommer 2011. Durch das neue Raumkonzept mussten viele Klassen und Verwaltungsräume umziehen. Ebenfalls im Sommer erfolgte der Verbund der Offenen Ganztags.

 

Bei der Einrichtung der neuen Räumlichkeiten unterstützten uns sachdienlich und geduldig Herr Engels vom Bürgeramt Mülheim sowie Frau Klinge vom Amt für Schulentwicklung. In dem Jahr herrschte ein ausgesprochen reger Mailaustausch mit den beiden!

 

Außerdem fiel in diese Zeit unser Interesse für die „Gute Gesunde Schule“. Eigentlich hatten wir schon vor 2008 das Thema Schulgesundheit im Auge gehabt. Aber als der Schulentwicklungspreis der Unfallkasse NRW ausgehoben wurde, haben wir unsere Erfahrungen diesbezüglich zusammengefasst und uns seither mehrmals beworben. Wir sind zwar nur einmal ausgezeichnet worden, aber waren mehrmals ziemlich nah dran und wurden von den Juroren bezüglich unserer Bemühungen durchaus gewürdigt. Eine unserer jüngsten und nachhaltigsten Entwicklungen bezieht sich auf die enge Kooperation in Teams. So planen die Kolleginnen die Entwicklung des Unterrichts in den Klassenstufen. Aber auch bezüglich schulischer Themen, wie Schulsozialarbeit und Inklusion, ein neues Logo, und die Ausbildung der Lehramtsanwärterinnen, Mehrsprachigkeit im Unterricht und die Weiterarbeit am Schulprogramm, wird vieles in kleinen gemischten Gruppen vorbereitet, dem Kollegium vorgestellt und schließlich gemeinsam festgelegt. Je nach Relevanz werden viele Themen auch in der Schulpflegschaft bzw. in der Schulkonferenz und im Kinderrat beschlossen. Einer dieser Punkte ist besonders hervorheben, da er nachhaltig auf uns wirkt. Der Schulverbund bekam den sperrigen Namen „Gemeinschaftsgrundschule Honschaftsstaße mit Katholischem Bekenntniszweig“. Das war allen Beteiligten zu lang. Daher suchten wir in einem Verfahren mit zwei Abfragen nach einem klangvollen Namen für unsere Schule und einigten uns schließlich auf „Johannesschule“, da der Haupteingang des Schulgebäudes am „Johannesweg“ liegt. Seit Mitte 2012 heißt unsere Schule „Johannesschule“.

 

Schulentwickung - unsere Perspektiven für die Zukunft der Johannesschule

 

Der Arbeitskreis "Schulentwicklung" trifft sich in regelmäßgen Abständen, um zentrale Themen unserer Schulentwicklungsplanung aufzustellen. Dieser besteht aus Mitgliedern des LehrerInnen-Kollegiums sowie der Schulsozialarbeit und -pädagogik sowie Schul- und OGS-Leitung. An folgenden Themen der Schulentwicklung arbeiten wir derzeit intensiv:

 

- Unser Leitbild

- Verzahnung der schulischen und unterrichtlichen Ziele mit denen der OGS

- Vorbereitung der Arbeit mit den neuen Lehrplänen für die Grundschule ab 2022

- Schulgesundheit: COPSOQ und Konsequenzen